Nach der Niederlegung der Schanzen wurden die Bauernhöfe entlang des Wolfbachs allmählich durch Gewerbebetriebe und Wohnbauten verdrängt. Dieser Prozess wird im Haus Nr. 11 deutlich, das vor 1812 als zweigeschossiges, ländliches Wohnhaus mit Satteldach errichtet worden war. Bauten dieser Art prägten den Weiler am Wolfbach noch bis in die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das Wohnhaus befand sich 1812 im Besitz der Familie Notz, die das Wiesland bachaufwärts bewirtschaftete. 1830 richtete David Roth im Erdgeschoss des Gebäudes eine Kattundruckerei ein, in der hochwertige Stoffe bedruckt wurden.
Nach dem Erwerb der Liegenschaft durch den Architekten Heinrich Ernst (1846-1916) erhielt das Haus durch die Hinzufügung eines Quergiebels 1877 sein heutiges Aussehen. Anstelle des Waschhauses errichtete Ernst das mehrgeschossige Mietshaus Nr. 9 in deutlich urbaneren Formen.O.C.
Die Zeile der repräsentativ gestalteten Neurenaissance-Mietshäuser wurde vom Semper-Schüler Ernst Diener (1847-1927) als Architekt und teilweise als Bauherr (Nr. 15) 1876-82 nach dem Vorbild der „Escher-Häuser“ am Zeltweg errichtet. Sie verleiht der 1871/72 neu angelegten Hottingerstrasse einen grossstädtischen Charakter und dokumentiert den Wandel Hottingens von der Bauerngemeinde zum gehobenen städtischen Wohnquartier. Die kubischen Palazzi mit Walmdach haben Fassaden mit Natursteinsockel, Quaderbandputz im Erdgeschoss und glattem Putz in den Obergeschossen und im Mezzanin.
Die Mittelachse der Strassenfront der spiegelbildlichen mittleren Bauten (Nr. 17-19) ist durch zentrale Loggien in Sandstein mit bekrönendem Palladio-Motiv akzentuiert. Das stadtwärts in den Formen einer städtischen Villa erbaute Mehrfamilienhaus (Nr. 15) verfügt über einen betonten Piano nobile und Balkone in der 1905 aufgestockten Mittelachse. 1907 erhielt der Kopfbau gegen den Steinwiesplatz (Nr.21) an der Südwestecke eine turmartige Erhöhung. Seit 1984 verbinden zurückversetzte Glas-Metallbauten die ursprünglich selbständigen Häuser. O.C.
Nach der Niederlegung der Schanzen entstanden entlang des Wolfbachs neue Gewerbe- und Wohngebäude, die die bäuerlichen Bauten allmählich verdrängten. Typische Repräsentantin des dörflich-vorstädtischer Charakter von Siedlung und Architektur ist die seit 1837/38 an Stelle von zwei Bauernhöfen errichtete Häusergruppe, die nach 1850 ständig aufgestockt und erweitert wurde und 1881 mit dem Bau von zwei Mietshäusern (Nr. 39) ihr heutiges Aussehen erhalten hat.
Die Neubauten von 1881 sind sogenannte Baumeisterhäuser – ein typisches Phänomen des raschen Wachstums der Zürcher Vororte nach 1830. Vor der Gründung des Eidgenössischen Polytechnikums (heute ETH) 1855 gab es in Zürich nur wenige, im Ausland geschulte akademische Architekten, wie z.B. Carl Ferdinand von Ehrenberg und Gustav Albert Wegmann, die für eine grossbürgerliche Bauherrschaft oder den Staat bauten. Die meisten Bauten wurden von handwerklich geschulten, lokalen Baumeistern für eine vorwiegend kleinbürgerliche Bauherrschaft oder auch als Spekulationsobjekte auf eigene Rechnung errichtet. Diese freistehenden, mehrgeschossigen, über rechteckigem, meist fast quadratischem Grundriss erstellten Wohn- und Gewerbebauten variierten alle das gleiche Grundmuster. Im Erdgeschoss lagen die Gewerberäumlichkeiten, in den Obergeschossen Etagenmietwohnungen (eine pro Geschoss).
Während das Erdgeschoss gemauert war, wurden die Obergeschosse als Fachwerkkonstruktion mit Bruchsteinausfachung erstellt. Erst als seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in Zürich Grossbetriebe mit mechanischen Ziegelpressen und Ringöfen die handwerklich arbeitenden Ziegelhütten verdrängten, kamen zunehmend Ziegel zum Einsatz. Die Normierung des Backsteinformats durch den Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein 1883 verhalf dem Ziegel schliesslich zum Durchbruch und leitete die Standardisierung der Baumasse ein. Das äussere Erscheinungsbild der Baumeisterhäuser ist gekennzeichnet durch regelmässig befensterte Fassaden, zurückhaltend eingesetzten klassizistischen Bauschmuck, Satteldach und in vielen Fällen mit die Trauffront krönendem Zwerchgiebel. Erschlossen werden die Geschosse durch das meist in einer Gebäudeecke platzierte Treppenhaus, die Wohnungen in der Regel über einen schmalen Mittelkorridor. Ausgestattet sind die Wohnräume mit Holztäfelung, Tapeten, vorgefertigtem Stuckdekor an den Decken, Fliesen- und Parkettböden sowie Kanonenöfen. Die Küchen verfügen über Eisenherd und Schüttstein. Die Toiletten sind vom Treppenhaus aus zugänglich.O.C.
1947-86 lebte der Komponist Armin Schibler (1920-86), der von 1944 bis zu seinem Tod am Literargymnasium Musik unterrichtete, im Haus Wolfbachstrasse 33.
Die 1879 von Theodor Geiger (1832-82) als Architekt und Bauherr errichtete Blockrandbebauung mit vier Mehrfamilienhäusern, repräsentativ geschmückter, grossstädtisch wirkender Fassade dokumentiert den Wandel Hottingens von der Bauerngemeinde zum gehobenen städtischen Wohnquartier. Die achtachsige Fassade gegen die 1871/72 neu angelegte Hottingerstrasse wird durch turmartig überhöhte Eckrisalite mit Eckquaderung und Balkonen gerahmt, jene gegen den Steinwiesplatz als Schaufront mit neubarock überkuppeltem Mittelturm und Veranden in der Westecke gestaltet. Über der Rustikaquaderung und den Putzflächen des Sockelgeschosses erhebt sich die zweistöckige Sichtbacksteinfassade mit Natursteinelementen, darüber das Mansardenwalmdach mit dem Dachgeschoss.
Der Mietshauskomplex ist ein früher Vertreter, der in Zürich vor allem zwischen 1883 und 1914 errichteten Sichtbacksteinbauten. Nachdem Karl Friedrich Schinkel mit der Friedrich-Werderschen Kirche (1824-31) und der Bauakademie (1832-36) in Berlin eine Renaissance des Sichtbacksteinbaus im deutschen Kulturraum eingeleitet hatte, führte vor allem die Mechanisierung der Ziegelproduktion seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zu dessen rascher Verbreitung. Das 1854 von Carl Schlickeysen (1824-1909) eingeführte Strangpressverfahren und der 1858 von Friedrich Eduard Hoffmann (1818-1900) und Julius Albert Gottlieb Licht (1821-98) entwickelte, kontinuierlich arbeitende Ringofen ermöglichten die Produktion hochwertiger und kostengünstiger Ziegelsteine und -profile. Die Einführung der Lochung machte die Ziegelsteine zudem zu einem idealen, Wärme dämmenden und Feuchtigkeit isolierenden Verblendungsmaterial der Aussenwand. Die Standardisierung des Ziegelformats in Deutschland nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 und der Eisenbahnbau bestimmten die Entwicklung des Sichtbacksteinbaus auch in der Schweiz, indem die deutschen Standardmasse 1883 vom SIA weitgehend übernommen wurden und die deutschen Qualitätsziegel den schweizerischen Markt dominierten. In Zürich waren seit der Mitte des 19. Jahrhunderts 39 mechanische Backsteinfabriken entstanden, die vor allem gewöhnliche Backsteine und Dachziegel produzierten. Der Sichtbacksteinbau blieb allerdings bis in die 1880er Jahre von geringer Bedeutung.
Zum Durchbruch verhalfen ihm erst die Schweizerische Landesausstellung 1883 auf dem Platzspitz, an der das Keramische Gewerbe mit einem von Chiodera und Tschudy entworfenen Sichtbacksteinpavillon für sich warb, und der Sichtbacksteinbau des 1884-85 von Georg Lasius (1835-1928) und Alfred Friedrich Bluntschli (1842-1930) erbauten Chemischen Laboratoriums der ETH.
In den folgenden drei Jahrzehnten wurde der Sichtbackstein zum beliebtesten Fassadenmaterial in Zürich. Wie an der Hottingerstrasse 28-32 wurden im Wohnungsbau meistens Putz, grauer Natur- und roter oder beiger Sichtbackstein kombiniert zur Strukturierung und repräsentativen Gestaltung der Fassade eingesetzt. Der reine Sichtbacksteinbau blieb jedoch weitgehend auf Gewerbebauten beschränkt. Während Theodor Geigers Sichtbacksteinfassade nur aus einer einfachen, einfarbigen Läufer-Binder-Verblendung besteht, zieren andernorts zusätzlich Bänder und Muster beiger und roter Ziegel oder geometrische und figürliche Ziegelformprofile die Aussenwände. Im Haus Hottingerstrasse 30 lebte 1885/86 der Maler Arnold Böcklin (1827-1901).O.C.
Geboren in Halle, studierte Carl Ferdinand von Ehrenberg in München und an der Bauakademie in Berlin Architektur. Seit 1831 lebte er in Zürich und unterrichtete er an den nach dem liberalen Umsturz 1832 neu gegründeten Bildungsinstitutionen: an der Industrieschule (Vorläufer des MNG Rämibühl) technische Fächer und als erster akademischer Architekturlehrer der Deutschschweiz an der Universität Architektur und Ästhetik sowie Strassen-, Brücken- und Wasserbau. 1835 gründete er im Bestreben, die ästhetische und technische Qualität im rasch expandierenden, weitgehend handwerklichen Bauwesen zu heben, die erste schweizerische Zeitschrift für Architektur, die „Zeitschrift über das gesammte Bauwesen“, und 1837 zusammen mit Gustav Albert Wegmann die „Gesellschaft Schweizerischer Ingenieure und Architekten“(später Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein SIA).
Zeitschrift über das gesammte Bauwesen, 1. Jahrgang, 1836.
Als Architekt baute er u.a. in Zürich 1837 sein eigenes Wohnhaus, die klassizistische, republikanisch schlichte Villa Ehrenberg (Rämistrasse 26, heute Lyzeumklub), Fabrikantenvillen in Glarus und den Bischofspalast in Sitten. O.C.
Die vom Architekten als eigenes Wohnhaus erbaute Villa Ehrenberg (heute Lyceum Club Zürich), Rämistrasse 26.
In Steckborn als Sohn eines württembergischen Kavallerie-Leutnants und einer Zürcher Bankierstochter geboren, studierte Gustav Albert Wegmann 1832-35 am Polytechnikum in Karlsruhe Architektur. Nach der Vertiefung seiner Ausbildung in München 1835-36, arbeitete er seit 1836 als Architekt in Zürich, wo er zusammen mit Ferdinand Stadler und Leonhard Zeugheer die Architekturszene bis zum Auftreten Gottfried Sempers dominierte. 1837 war er zusammen mit Carl Ferdinand von Ehrenberg Mitgründer der „Gesellschaft Schweizerischer Ingenieure und Architekten“(später Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein SIA).
Mit ausgesprochenem Sinn für zweckmässige Lösungen, Baumaterialien und Konstruktionen verstand er es, eigenständig die „grosse Architektur“ seiner Zeit den bescheidenen Zürcher Verhältnissen anzupassen. Seine an Karl Friedrich Schinkels Berliner Bauakademie orientierte „Alte Kantonsschule“ist ein Paradebeispiel dafür. Er war mit den meisten zeitgenössischen Bauaufgaben vertraut und baute für das aufstrebende Bürgertum, den liberalen Staat und die rasch expandierende Wirtschaft.
So errichtete er in Zürich etwa dasKantonsspital (1835-42, zusammen mit Leonhard Zeugheer, abgebrochen), die Mädchenschule beim Grossmünster (1850-53), das grosse Gewächshaus des neuen Botanischen Gartens auf dem mit der Entfestigung der Stadt aufgehobenen Bollwerks zur Katz (1836-38), den Bahnhof der Nordbahn (1846-47, abgebrochen), den Freimaurertempel auf dem Lindenhof (1851-54), die Villa Tobler-Stadler an der Winkelwiese (1852-55) oder die „Tiefenhöfe“ am Neumarkt (heute Paradeplatz, 1855-59). O.C.
Die „Tiefenhöfe“ waren die ersten Geschäftshäuser am Paradeplatz, dem neuen Verkehrszentrum Zürichs nach 1830. Foto um 1867.
Am Rand der Zürcher Altstadt zwischen der ersten und der zweiten Geländeterrasse des Zürichbergs, an der Nahtstelle zwischen der historischen Stadt und den einstigen Bauerngemeinden Hottingen und Fluntern erstreckte sich das Gelände des bis 1832 dem Chorherrenstift Grossmünster gehörenden Rebberges „am Rämi“. Nach der liberalen Revolution 1830 und der danach eingeleiteten Entfestigung der Stadt, verkaufte der Staat das Areal parzellenweise.
Plan von Zürich, Johannes Müller, 1793. Ausschnitt. Links das Rämibollwerk, daran angrenzend der Rebberg und der Weiler am Wolfbach.
So entwickelte sich im Verlauf des 19. und frühen 20. Jahrhunderts „am Rämi“ zwischen den 1835-88 neu angelegten Trassees der Rämi-, Zürichberg-, Wolfbach-, Steinwies- und Freiestrasse ein stark durchgrüntes Villenquartier, während gleichzeitig entlang der Rämistrasse vom See über die Hohe Promenade und den Hottinger Boden bis hinauf zur Platte ein Gürtel von Staats-, Kultur- und Schulbauten entstand, in den sich auch die 1966-70 erbaute Kantonsschule Rämibühl einfügt. O.C.
Ballonaufnahme von Eduard Spelterini, 1909. Blick über die Neue und die Alte Kantonsschule Richtung Kunsthaus und See. Links das durchgrünte Villenareal am Rämi.
Vor 1830 war Hottingen eine verkehrstechnisch relativ isolierte, selbständige Bauern- und Handwerkergemeinde mit ländlicher Streusiedlung, Manufakturen (z.B. „Tapetenfabik“ am Zeltweg seit 1767) und aristokratischen Landsitzen (z.B. Beyel-Gut an der Freiestrasse/Klosbachstrasse). Durch den barocken Schanzenring von der Stadt abgeschnitten, war das Gemeindezentrum Hottingens am Baschligplatz zu Fuss durch die 1653 errichtete Hottinger-Pforte im Bereich des heutigen Heimplatzes (Pfauen) erreichbar, mit Pferd und Wagen nur über Stadelhofen – Kreuzplatz – Zeltweg – Gemeindestrasse.
Plan von Zürich, Johannes Müller, 1793. Ausschnitt. An den barocken Schanzenring angrenzend die Gemeinden Hottingen und Fluntern.
Mit der Niederlegung des Schanzenrings seit 1833 im Gefolge des liberalen Umsturzes 1830 entwickelte sich an der Stadtgrenze entlang des Wolfbachs (Wolfbachstrasse) ein vom schlichten Klassizismus der Baumeisterhäuser geprägtes Gewerbequartier, während im Bereich des ehemaligen Rebbergs am Rämi ein Villenquartier mit grosszügigen Gartenanlagen entstand, das sich rasch zu einem Ort des kulturellen Wirkens und des Austauschs vor allem aus Deutschland zugewanderter Literaten, Künstler, Gelehrter und politischer Aktivisten entwickelte.
Wildkarte des Kantons Zürich, 1843. Ausschnitt.
Mit der Beseitigung der Schanzen und der Verbindung des Zeltwegs mit der neuen Rämistrasse 1836 verbesserte sich Hottingens verkehrstechnische Anbindung bis zum Bau der Hottingerstrasse 1871/72 nur geringfügig. Verbunden mit der Anlage dieser leistungsfähigen Verkehrsachse war die Eindohlung des Wolfbachs und die systematische, planmässige, angemessene Strassen und Freiplätze sichernde Erschliessung des Gemeindegebiets, wie sie 1873 mit dem Projekt für den Strassenraster zwischen Zeltweg und Hottingerstrasse angestrebt wurde.
„Projekt über das künftige Strassennetz im Baurayon Hottingen. Vorlage der erweiterten Gemeindebehörde an die Gemeindeversammlung vom 20ten Novbr 1873“.
Damit setzte der rasante Wandel zum gut erschlossenen, 1893 eingemeindeten,ein Jahr später von der ersten elektrischen Zürcher Tramlinie Bellevue – Pfauen – Römerhof – Kreuzplatz bedienten, grossstädtischen Quartier und Universitätsviertel mit vielerlei internationalen Bezügen ein. Rasch wurde das Gemeindegebiet mit repräsentativen Wohnbauten urbanen Charakters überzogen, die teilweise noch von Baumeistern, vermehrt jedoch von an der ETH akademisch geschulten, von Gottfried Semper geprägten Architekten errichtet wurden. O.C.
Der Riesenmammutbaum, dessen ursprüngliches Verbreitungsgebiet die Sierra Nevada Kaliforniens ist, wurde wohl um 1900 gepflanzt. Er erinnert wie die Buchen des „Olymps“ an das Villenquartier am Rämi, das im 19. Jahrhundert auf diesem Areal entstanden ist. Selbst ein Fremdling war er einst Teil des Gartens des „(Kleinen) Freudenbergs“, wo gegen Ende des Ersten Weltkriegs unter anderem Stefan Zweig, Frank Wedekind, Franz Werfel und Gerhart Hauptmann als Teilnehmer der Samstagssitzungen des 1902 aus dem „Lesezirkel Hottingen“ hervorgegangenen „Literarischen Clubs“ verkehrten und Autoren, wie z.B. Hermann Hesse, Robert Walser, Meinrad Inglin, oder Charles Ferdinand Ramuz eingeladen wurden.
Er steht damit auch für den Aufstieg und die Weltläufigkeit des Zürcher Grossbürgertums im Zusammenhang mit der Industrialisierung und der damit einhergehenden internationalen wirtschaftlichen und kulturellen Vernetzung. Städtebaulich ist er Zeuge der Urbanisierung, die die einstige Bauerngemeinde Hottingen nach der liberalen Revolution 1830 und der darauffolgenden Entfestigung der Stadt erfasste. Die Neugestaltung des urbanen Raums und die Entstehung bürgerlicher Wohnquartiere gingen einher mit der Anlage öffentlicher Parks und privater Gärten. In Zürich war der Aufschwung der Gartengestaltung seit Mitte der 1830er Jahre untrennbar mit der Person Theodor Froebels verbunden. Schliesslich ist die Tatsache, dass der Baum heute im Zentrum zwischen den Schulhausbauten steht, auch Ausdruck jener Grundhaltungen, die das Schaffen Eduard Neuenschwanders als Architekt des Rämibühls geprägt haben: Die neuen Gebäude sollten ins bestehende Gelände eingepasst, der Baumbestand der ehemaligen Villengärten geschont und so ergänzt werden, dass in den verschiedenen Parkbereichen neue Lebensräume für Pflanzen, Mensch und Tiere geschaffen, die Schönheit der Natur und die Geschichte des Areals sichtbar und sinnlich erfahrbar gemacht werden. O.C.
Riesenmammutbaum, wohl um 1900 gepflanzt.
Beim Riesenmammutbaum handelt es sich um das größte Lebewesen der Erde. Mammutbäume existierten schon vor der Eiszeit und sind somit älter als die Rocky Mountains. Der Ursprung des Baumes liegt in Südkalifornien.
Der Riesenmammutbaum wird mit bis zu 95 Meter nicht so hoch wie sein Verwandter, der Küstenmammutbaum, der bis zu 115 Meter hochwachsen kann. Dafür erreicht der Riesenmammutbaum grössere Stammdurchmesser und wird dadurch deutlich massereicher. Der General Sherman Tree im Squoia National Park in Kalifornien ist mit einem Stammvolumen von 1486,9 Kubikmetern der größte lebende Baum der Erde. Die ältesten Exemplare sind über 2560, vielleicht auch bis zu 3900 Jahre alt.
Der Riesenmammutbaum ist einhäusig. Die männlichen Blüten befinden sich am Ende kurzer Triebe. Die Zapfen stehen einzeln, manchmal auch zu zweit, an langem Stiel und werden vom Wind bestäubt. Die Samen sind nach zwei Jahren ausgereift. Die Zapfen setzen ihr Wachstum aber längere Zeit fort und bleiben dabei grün. Die Samen werden entweder durch normales Austrocknen der reifen Zapfen oder durch starke Hitzeeinwirkung, wie sie bei einem Waldbrand entsteht, frei. Dabei können auch die noch grünen, im Wachstum befindlichen Zapfen, ihre Samenfracht massenhaft entlassen. Das ist vorteilhaft, weil nach Waldbränden besonders gute Keim- und Wachstumsbedingungen herrschen: Der für die Keimung wichtige Mineralboden ist freigelegt und die Lichtbedingungen sind sehr günstig, weil das Unterholz verbrannt ist. Riesenmammutbäume werden ab dem Alter 10 bis 15 Jahre mannbar.
Zapfen eines Riesenmammutbaums.
Riesenmammutbäume gedeihen gut in verschiedenen Klimazonen, darunter auch in der Schweiz. Für das Gedeihen des Riesenmammutbaumes ist es wichtig, dass in trockenen Sommermonaten ausreichend Wasser zur Verfügung steht. Sie benötigen aber gut durchlüftete Böden, so dass Staunässe vermieden werden kann. Sie halten Temperaturen von bis zu -20°C aus, darunter können bei jüngeren Exemplaren Frostschäden auftreten.
Im Zürcher Baumkataster sind 56 Mammutbäume in städtischen Anlagen registriert. Zusätzlich gibt es eine unbekannte Zahl weiterer Mammutbäume auf nicht städtischen Grundstücken. Sie sind typische Modebäume des ausgehenden 19. Jahrhunderts und wurden als weitgehend winterharte Parkbäume angebaut. Die ersten Exemplare wurden 1853 nach Europa eingeführt. Damals entstand unter wohlhabenden Bürgern und Industriellen ein eigentlicher Wettbewerb, wer über die nötigen Beziehungen verfügte, um an Mammutbaum-Sämlinge heranzukommen. Wo ein Mammutbaum steht, kann davon ausgegangen werden, dass sich an seinem Standort früher eine herrschaftliche Villa mit entsprechendem Umschwung befand. T.B.