1909-11 liess der 1885 gegründete, den Prinzipien der Hilfe zur Selbsthilfe und der unterschiedlichen Geschlechterrollen verpflichtete „Gemeinnützige Frauenverein Zürich“, der sich vielseitig für Frauenanliegen einsetzte und seit 1897 zahlreiche Kinderkrippen aufgebaut hatte, das Schulgebäude für die Haushaltungsschule am Zeltweg errichten.
Das 1896 eröffnete, zunächst im Wohnhaus „Morgenthal“ an der Gemeindestrasse 11 untergebrachteSeminar für Haushaltslehrerinnen entwickelte sich zu einer eigentlichen Haushaltungsschule mit einem breiten Lehrangebot. Ab 1911 wurden im neuen Schulhaus neben Haushaltslehrerinnen auch Hausbeamtinnen ausgebildet und Kurse angeboten, die junge Frauen auf ihr Leben als Hausfrau und Mutter vorbereiten sollten.
Das von Robert Zollinger (1856-1939) entworfene, an ein Palais des 18. Jahrhunderts erinnernde Schulhaus ist ein typischer Schulbau des Heimatstils. Grosse Fenster dominieren in einem strengen Raster aus Lisenen und Brüstungsfeldern die Fassaden, über denen sich ein mächtiges, von einem Dachreiter bekröntes Mansardenwalmdach erhebt. Reliefs schmücken den Portikus am Eingang.
Ab Ende der 1960er Jahre erfuhr die Haushaltungsschule zahlreiche Umstrukturierungen und wurde schliesslich 2002 in die Pädagogische Hochschule integriert.Das Gebäude wird seit 2013 für den Instrumentalunterricht der Kantonsschule Rämibühl genutzt.O.C.
Die 1879 von Theodor Geiger (1832-82) als Architekt und Bauherr errichtete Blockrandbebauung mit vier Mehrfamilienhäusern, repräsentativ geschmückter, grossstädtisch wirkender Fassade dokumentiert den Wandel Hottingens von der Bauerngemeinde zum gehobenen städtischen Wohnquartier. Die achtachsige Fassade gegen die 1871/72 neu angelegte Hottingerstrasse wird durch turmartig überhöhte Eckrisalite mit Eckquaderung und Balkonen gerahmt, jene gegen den Steinwiesplatz als Schaufront mit neubarock überkuppeltem Mittelturm und Veranden in der Westecke gestaltet. Über der Rustikaquaderung und den Putzflächen des Sockelgeschosses erhebt sich die zweistöckige Sichtbacksteinfassade mit Natursteinelementen, darüber das Mansardenwalmdach mit dem Dachgeschoss.
Der Mietshauskomplex ist ein früher Vertreter, der in Zürich vor allem zwischen 1883 und 1914 errichteten Sichtbacksteinbauten. Nachdem Karl Friedrich Schinkel mit der Friedrich-Werderschen Kirche (1824-31) und der Bauakademie (1832-36) in Berlin eine Renaissance des Sichtbacksteinbaus im deutschen Kulturraum eingeleitet hatte, führte vor allem die Mechanisierung der Ziegelproduktion seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zu dessen rascher Verbreitung. Das 1854 von Carl Schlickeysen (1824-1909) eingeführte Strangpressverfahren und der 1858 von Friedrich Eduard Hoffmann (1818-1900) und Julius Albert Gottlieb Licht (1821-98) entwickelte, kontinuierlich arbeitende Ringofen ermöglichten die Produktion hochwertiger und kostengünstiger Ziegelsteine und -profile. Die Einführung der Lochung machte die Ziegelsteine zudem zu einem idealen, Wärme dämmenden und Feuchtigkeit isolierenden Verblendungsmaterial der Aussenwand. Die Standardisierung des Ziegelformats in Deutschland nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 und der Eisenbahnbau bestimmten die Entwicklung des Sichtbacksteinbaus auch in der Schweiz, indem die deutschen Standardmasse 1883 vom SIA weitgehend übernommen wurden und die deutschen Qualitätsziegel den schweizerischen Markt dominierten. In Zürich waren seit der Mitte des 19. Jahrhunderts 39 mechanische Backsteinfabriken entstanden, die vor allem gewöhnliche Backsteine und Dachziegel produzierten. Der Sichtbacksteinbau blieb allerdings bis in die 1880er Jahre von geringer Bedeutung.
Zum Durchbruch verhalfen ihm erst die Schweizerische Landesausstellung 1883 auf dem Platzspitz, an der das Keramische Gewerbe mit einem von Chiodera und Tschudy entworfenen Sichtbacksteinpavillon für sich warb, und der Sichtbacksteinbau des 1884-85 von Georg Lasius (1835-1928) und Alfred Friedrich Bluntschli (1842-1930) erbauten Chemischen Laboratoriums der ETH.
In den folgenden drei Jahrzehnten wurde der Sichtbackstein zum beliebtesten Fassadenmaterial in Zürich. Wie an der Hottingerstrasse 28-32 wurden im Wohnungsbau meistens Putz, grauer Natur- und roter oder beiger Sichtbackstein kombiniert zur Strukturierung und repräsentativen Gestaltung der Fassade eingesetzt. Der reine Sichtbacksteinbau blieb jedoch weitgehend auf Gewerbebauten beschränkt. Während Theodor Geigers Sichtbacksteinfassade nur aus einer einfachen, einfarbigen Läufer-Binder-Verblendung besteht, zieren andernorts zusätzlich Bänder und Muster beiger und roter Ziegel oder geometrische und figürliche Ziegelformprofile die Aussenwände. Im Haus Hottingerstrasse 30 lebte 1885/86 der Maler Arnold Böcklin (1827-1901).O.C.
Vermutlich errichteten bereits im 16. Jahrhundert die ersten wohlhabenden Zürcher Bürger Landsitze vor den Toren der Stadt. Eines der ältesten Häuser, die diesem Zweck dienten, war das „Steinhaus“ am Standort des heutigen Wohn- und Theaterkomplexes „Zum Pfauen“. Im 18. Jahrhundert verlottert, wurde es nach der Niederlegung der Schanzen und der Verbindung des Zeltwegs mit der Altstadt (1834), der Anlage von Rämi- (1836) und Hottingerstrasse (1871/72) sowie dem Bau der Quaibrücke (1882-84) zum Spekulationsobjekt an einem zentralen Verkehrsknotenpunkt zwischen Altstadt und Hottingen, Enge und Fluntern.
Hier eröffnete Heinrich Hürlimann aus Dürnten 1879/80 das Restaurant „Zum Pfauen“, fügte ihm 1882 nach dem Kauf des „Steinhauses“ einen Gartenpavillon an, den er schon ein Jahr später als „Concert-Halle Pfauen“ bewarb und kurz darauf zum „Flora-Theater im Pfauen“ umbaute. Der sommerliche Amüsierbetrieb florierte, so dass Hürlimann in den folgenden Jahren sämtliche Nachbargebäude erwarb und 1888/89 von Alfred Chiodera und Theophil Tschudy den heute noch weitgehend erhaltenen Gebäudeblock errichten liess. Der als repräsentativer Hottinger Torbau gestaltete Komplex ist eine der ersten Zürcher Arealüberbauungen. Rentable Wohnhäuser mit schlossartig gestalteter, neubarocker Fassade in den Randbereichen an Zeltweg und Hottingerstrasse umschliessen einen rückwärtigen Kuppelsaal mit Galerie und Bühne für etwa 800 Personen im weniger attraktiven Mittelteil hinter dem Torbau gegen die Rämistrasse.
Der von Heinrich Hürlimann neu erbaute Pfauenkomplex, um 1900.
Das „Volkstheater am Pfauen“ bewirtete während der populären Schwank-, Tanz- und Musikaufführungen die an Tischen sitzenden Zuschauer.
Der Saal des Pfauentheaters. Lithographie, um 1890.
1901 wurde der inzwischen stark heruntergekommene Pfauen-Saal vom Stadttheater Zürich übernommen, dessen Direktor Alfred Reucker (1868-1958) anspruchsvolles Sprechtheater auf die Bühne brachte und bis Anfang der 1920er Jahre den Ruf des Schauspielhauses als eines der bedeutenden deutschsprachigen Theater begründete. 1926 übernahm der Händler, Fabrikant und Verleger Ferdinand Rieser (1886-1947), seit 1922 Mehrheitsaktionär der Theater AG, die Leitung des Schauspielhauses. Er unterzog das Theater nach Plänen von Otto Pfleghard d. Ä. (1869-1958) und Max Häfeli (1869-1941) einer umfassenden Renovation und Modernisierung: Die Bühne wurde vergrössert, ebenso der in den Farben Rot, Weiss, Gold gestaltete, bis heute erhaltene schlicht-elegante Art-déco-Zuschauerraum. Hinzugefügt wurden Foyer und Garderoben. Die Infrastruktur für die Schauspieler blieb prekär. Dies sollte sich erst mit der Totalsanierung 1976/77 ändern, nachdem das 1964 von Jörn Utzon (1918-2008) vorgelegte Projekt eines Schauspielhausneubaus unterhalb der Alten Kantonsschule, da wo sich nun David Chipperfields Erweiterungsbau des Kunsthauses erhebt, gescheitert war. O.C.
Der 1926 umgebaute Zuschauerraum des Schauspielhauses nach der Renovation 1976/77.
Das allgemeine Bevölkerungswachstum, die Gründung des schweizerischen Bundesstaates 1848 und der daraus resultierende wirtschaftliche Aufschwung führten zur raschen Zunahme der Zahl der Kantonsschüler auf 860 im Jahr 1904/05. Der zunehmenden Raumnot und dem Druck, im Interesse der Konkurrenzfähigkeit im globalen Wettbewerb die Qualität der höheren Bildung zu stärken, begegnete die Zürcher Regierung 1906-09 mit dem Bau der „Neuen Kantonsschule“ auf der Wässerwiese oberhalb des Altbaus. Die von Kantonsbaumeister Hermann Fietz (1869-1931) errichtete neubarocke Vierflügelanlage diente der Kantonsschule und dem Chemischen Institut der Universität.
Diese Doppelfunktion manifestiert sich in den beiden mit Jugendstil-Elementen reich geschmückten Portalrisaliten der durch Freitreppen erschlossenen Repräsentationsfassade gegen die Rämistrasse.
Während das Realgymnasium in der Alten Kantonsschule verblieb, bezogen die Industrieschule (heute MNG) und die von dieser 1904 organisatorisch abgetrennte Handelsschule (heute Wirtschaftsgymnasium Enge) das neue Gebäude, das auch die naturwissenschaftlichen Fachzimmer der ganzen Kantonsschule beherbergte.
Mit dem Bau der Kantonsschule Rämibühl ging das ganze Gebäude 1970 an die Universität über und wurde 2002–04 für das Rechtswissenschaftliche Institut saniert und um einen von Santiago Calatrava (*1951) konzipierten Hofeinbau für die Bibliothek erweitert. O.C.