Naturraumgestaltung, Gartenbau

Eduard Neuenschwander (1924-2013), Architekt

Submitted by ottavio.clavuot on Thu, 07/08/2021 - 12:54

In Zürich in ein grossbürgerliches, künstlerisch inspirierendes Milieu hinein geboren, verbrachte Eduard Neuenschwander während der Gymnasialzeit einen Grossteil seiner Freizeit damit, Kleinlebewesen und deren Lebensräume zu beobachten und zu zeichnen. Diese leidenschaftliche Beziehung zur Natur wurde auch für sein späteres architektonisches Schaffen prägend.

Neuenschwander Farbstiftzeichnung
„Schwärmerraupe auf Labkraut“, Farbstiftzeichung von Eduard Neuenschwander, 1948.

Durch den Klassenkameraden und Freund Andres Giedion wurde er zu einem häufigen Gast in dessen Elternhaus. Der Kunsthistoriker und Promotor des Neuen Bauens Sigfried Giedion und dessen Frau Carola Giedion-Welcker empfingen in ihrem Haus im Doldertal Künstler der Avantgarde, wie Hans Arp, Constantin Brancusi, Alberto Giacometti, Aldo van Eyck, Alfred Roth, Henry van de Velde oder Le Corbusier. Als Eduard Neuenschwander 1945 das Architekturstudium an der ETH aufnahm, wandte er sich bald gegen die gegenüber der progressiven Vorkriegsmoderne skeptische bis ablehnende Haltung der Professoren. Nach dem Studienabschluss erhielt er auf Empfehlung Giedions zusammen mit seinem Studienkollegen Rudolf Brennenstuhl (1925-2013) die Möglichkeit, 1949-52 im Atelier Alvar Aaltos in Helsinki zu arbeiten – eine für sein künftiges Verständnis des architektonischen Gestaltungsprozesses entscheidende Begegnung. Zurück in Zürich gründeten er und Brennenstuhl 1953 ein eigenes Architekturbüro, das sie bis 1962 gemeinsam führten. Neben der Projektierung von Einzelbauten beschäftigte er sich mit Fragen der Raum- und Siedlungsplanung, der Baustandardisierung und des Fertighausbaus. Mitte der 1950er Jahre initiierten Eduard Neuenschwander und die befreundeten Künstler Gottfried Honegger und Karl Schmid das Projekt einer einheitlich gestalteten Modell- und Künstlersiedlung in Gockhausen am Nordhang des Zürichbergs. Zwar blieb das Vorhaben Fragment, doch verwirklichten Architekten und Künstler in den folgenden fünfundzwanzig Jahren individuell Atelier- und Wohnhäuser in Gockhausen, darunter auch Neuenschwander selbst.

Neuenschwander Im Binzen
Neuenschwander am Schreibtisch in dem von ihm entworfenen Wohnhaus Im Binzen in Gockhausen, um 1970.

War bereits im eigenen Wohnhaus Im Binzen 1964-69 und in der Kantonsschule Rämibühl die Verbindung von Natur und Architektur ein zentrales Thema, so wurde seit Mitte der 1970er Jahre angesichts von Verstädterung und Umweltzerstörung die naturnahe Gestaltung von Aussenräumen zum vorherrschenden Anliegen in Neuenschwanders Schaffen. Er verstand Umwelt vom architektonischen Innenraum bis zur Grosslandschaft als ein dynamisches Netzwerk von Biotopen. Dieses Netzwerk als funktionierendes, gleichzeitig offenes Ganzes durch zerstörerische und aufbauende Interventionen anzulegen, betrachtete er als seine Aufgabe. Im Westteil des Parks der Universität Irchel setzte er diese Vision 1978-86 exemplarisch um. Wie Naturräume verdanken auch historische Bauten ihre Gestalt einem evolutionären Prozess – auch sie gehören zum Netzwerk der Lebensräume. Seit Mitte der 1950er Jahre hat sich Neuenschwander immer wieder um die Erhaltung, Renovierung und zeitgemässe Adaption historischer Bauten bemüht. In seinem Spätwerk wurde ihm dies zum intensiv verfolgten Anliegen. O.C.

Gockhausen, Einfamilienhaus Atelier 16
Wasserbecken, baubestandener Sitzplatz und Gartenfront des 1980-81 von Neuenschwander erbauten Einfamilienhauses Atelier 16 in Gockhausen.

Theodor Froebel (1810-93), Gärtner und Samenhändler

Submitted by admin on Sun, 06/06/2021 - 21:26

Geboren in Griesheim (Thüringen) als Sohn eines Pfarrers, Bruder Julius Froebels und Neffe des deutschen Pädagogen und Erfinders des Kindergartens, Friedrich Froebel (1782-1852), hat Theodor Froebel seine Erziehung in der Anstalt des Onkels im thüringischen Keilhau erhalten und sich in den botanischen und fürstlichen Gärten Göttingens, Münchens, Weimars und Potsdams zum Gärtner ausbilden lassen.

Theodor Froebel

Theodor Froebel, undatierte Foto.

1834 als Gärtner an der nach dem liberalen Umsturz zwei Jahre zuvor neu gegründeten Universität Zürich eingestellt, wirkte er an der Anlage des neuen Botanischen Gartens auf dem mit der Entfestigung der Stadt aufgehobenen Bollwerk zur Katz mit.

Plan Botanischer Garten

Theodor Froebel, Entwurfszeichnung für den Botanischen Garten auf der Katz, 1834.

Schon ein Jahr später gründete er eine eigene Handelsgärtnerei, die unter seinem Sohn Otto (1844-1906) und seinem Enkel Robert (1878-1966) bis 1933 florierte. Seit Beginn der 1840er Jahre avancierte Froebel zum angesehenen Gestalter von Parks und grossbürgerlichen Villengärten, Schon ein Jahr später gründete er eine eigene Handelsgärtnerei, die unter seinem Sohn Otto (1844-1906) und seinem Enkel Robert (1878-1966) bis 1933 florierte. Seit Beginn der 1840er Jahre avancierte Froebel zum angesehenen Gestalter von Parks und grossbürgerlichen Villengärten, z.B. des Parks der Villa Wesendonck (1855-57, heute Museum Rietberg). z.B. des Parks der Villa Wesendonck (1855-57, heute Museum Rietberg).

Rieterpark

Park der Villa Wesendonck (Rieterpark).

Die Froebels waren zudem versierte Samenzüchter und Pflanzenhändler mit einem breiten Angebot gerade exotischer Arten, deren Pflanzung im Laufe des 19. Jahrhunderts Mode wurde.

Froebel Katalog

Katalog der Firma Froebel, 1899.

Auch im Villenquartier am Rämi scheint die Firma Froebel an der Gestaltung von Gärten beteiligt gewesen zu sein, wie eine 1886-89 für den Park des Wohnhauses Fierz angefertigte Planzeichnung Otto Froebels und des aus Belgien stammenden Gartenarchitekten Evariste Mertens (1846-1907) nahelegt. O.C.

Ober- und Ordnungsbegriffe

Kantonsschule Rämibühl - Aula

Submitted by admin on Sun, 06/06/2021 - 19:30

An Stelle der heutigen Aula Rämibühl hatte sich August Adolf Ludwig Follen mit der Villa „(Unteres) Sonnenbühl“ wohl von Carl Ferdinand von Ehrenberg 1835/36 die erste Villa am Rämi erbauen lassen. Hier und 1843-47 in der Villa „Sonneck“ (heute „Tanneck“) pflegte Follen ein offenes Haus. Damit wurde dieses Gebiet Hottingens zu einem Ort des kulturellen Wirkens und des Austauschs vor allem aus Deutschland zugewanderter Literaten, Künstler, Gelehrter und politischer Aktivisten. 1966 wurde die Villa zusammen mit sieben weiteren Bauten abgerissen, um Platz zu machen für die Kantonsschule Rämibühl. Als Bestandteil des Rämibühl besitzt die Aula eine Sonderstellung sowohl hinsichtlich der einer breiteren Öffentlichkeit dienenden Bestimmung als auch bezüglich ihrer Inszenierung und Gestaltung. Mit der Hauptfront orientiert sie sich nicht auf das Schulareal, sondern nach aussen, von wo sie über den breiten sich platzartig gegen Aula und Mensa hin weitenden Treppenaufgang (Südrampe) erreicht werden kann. Prominent entfaltet sich ihre Eingangsfront in einem Fächer schlanker, frei in den Himmel ragender, nach innen gewölbter Wandscheiben aus Beton, zwischen die Fensterbänder gespannt sind. Zum Instrument der Gestaltung wird die Schalung der Aussenfläche dieser Wandscheiben, in die der Architekt Eduard Neuenschwander Schwartenbretter hatte einlegen lassen, so dass eine vertikal gerippte Oberfläche entstand. Vielleicht mehr noch als die Betonpfeilerfassaden der beiden Schulhäuser hat die Architektur der Eingangspartie der Aula skulpturalen Charakter.

Aula Rämibühl

Aula Rämibühl, Eingangsfront.

Der Theaterbau ist im Kern als Kubus auf quadratischem Grundriss ausgebildet, in den das Kreissegment der Zuschauerränge hineingestossen ist, an das rechts der Bühne die „Lehrerloge“ anschliesst. Geschickt hat Neuenschwander das Gefälle des Geländes genutzt, um unter den ansteigenden Zuschauerrängen ein grosszügiges Foyer zu schaffen, dessen Betondecke sich vom Haupteingang her gegen die unter dem „Parkett“ liegende, vor leicht gekrümmten, weiss gekachelten Wandscheiben eingerichtete Garderobe absenkt. In einer Gegenbewegung führt die parallel zur grossen Aussentreppe ansteigende und sich weitende Innentreppe vom Foyer zum Saaleingang hinauf, dessen Vorplatz durch ein quer zu den lamellenartig wirkenden Unterzügen laufendes Oberlichtband beleuchtet wird. O.C.

Rämibühl Aula
Aula Rämibühl, Saal.

Kantonsschule Rämibühl

Submitted by admin on Sun, 06/06/2021 - 18:50

Die hohe Geburtenrate seit Anfang der 1940er Jahre, die in Zeiten des Wirtschaftswunders nach dem 2. Weltkrieg wachsende Nachfrage nach akademisch geschulten Arbeitskräften und der Umstand, dass nur die Städte Zürich und Winterthur (seit 1859) über Maturitätsschulen verfügten, veranlassten die Zürcher Regierung seit 1951 schrittweise zu einer Strategie des Ausbaus und der Dezentralisierung des Mittelschulwesens überzugehen. Durch den Bau von Kantonsschulen auf dem Land sollten regionale Chancenungleichheiten beseitigt, Begabungsreserven besser ausgeschöpft und die Landflucht gebremst werden. 1952 hiess das Volk die Gründung der Kantonsschule Zürcher Oberland gut, die 1955 in Wetzikon den Betrieb aufnehmen konnte. Der Raumnot der Stadtzürcher Kantonsschule (Alte und Neue Kantonsschule) sollte durch den Bau einer neuen Schulanlage für die Handelsschule und einen Teil des Realgymnasiums auf dem Freudenbergareal in der Enge sowie einen Neubau auf dem Rämibühlareal für den anderen Teil des Realgymnasiums, das Literargymnasium und die Oberrealschule (heute MNG) begegnet werden. Bis 1959 wurde das Projekt der Kantonsschule Freudenberg, deren Gebäude 1956-61 nach Plänen von Jacques Schader entstanden, verwirklicht.

Rämibühl Kataster Neuenschwander

Von Eduard Neuenschwander um Höhenlinien und Baumbestand ergänzter Katasterplan des Villenareals am Rämi, 1961.

Der im gleichen Jahr ausgeschriebene Planungswettbewerb für eine Kantonsschule auf dem 40‘850 m2 grossen Villenareal am Rämi beim „Sonnenbühl“, für das der Rektor des Realgymnasiums kurz zuvor die Bezeichnung „Rämibühl“ eingeführt hatte, gab als Bauprogramm für die drei Schulen mit rund 1750 Schülern zwei getrennte Schulhäuser, einen gemeinsam genutzten Naturwissenschaftstrakt, eine Turnanlage mit drei Hallen und Sportplätzen im Freien, eine Mensa sowie eine Aula bei möglichst weitgehender Schonung des alten Baumbestands vor. Eingereicht wurden 69 Projekte. Im August 1960 schlug das Preisgericht dem Regierungsrat vor, Eduard Neuenschwander mit der Weiterbearbeitung seines erstrangierten Projekts zu beauftragen.

Neuenschwander Rämibühl Modell

Modell des überarbeiteten Projekts der Kantonsschule Rämibühl von Eduard Neuenschwander, 1965.

KS Rämibühl - Luftaufnahme

Luftaufnahme der Kantonsschule Rämibühl von Süden, 1970.

Angesichts der hohen Kosten setzte dieser von Anfang an auf die Rationalisierung der Materialbeschaffung und des Bauablaufs sowie auf die Reduktion auf das funktional und konstruktiv Notwendige. Nachdem die Rämibühl-Vorlage am 25. Januar 1965 im Kantonsrat mit 122 zu 3 Stimmen verabschiedet worden war, musste sich das Vorhaben in der Öffentlichkeit gegen erheblichen Widerstand durchsetzen. Die Gegnerschaft bezog sich vor allem auf drei Punkte: die Kosten, den Standort und die Zerstörung des historischen Villenquartiers. So wurde argumentiert, die Baukosten seien viel zu hoch und würden zudem die Realisierung der weiteren Dezentralisierung des Zürcher Mittelschulwesens in Frage stellen. Mit dem Schlagwort „der falschen Schule am falschen Ort“ wurde der Anspruch der Universität auf das Rämibühlareal untermauert. Diese solle nicht im Strickhof, sondern im Hochschulquartier erweitert werden. Mit diesen Überlegungen verband sich teilweise auch die Kritik am Abbruch der Villen und am massiven Eingriff in die historisch gewachsene Parklandschaft.

Villenquartier am Rämibühl
Blick auf Villen und Gärten auf dem späteren Rämibühl. Luftaufnahme von Eduard Spelterini, 1903.

Die dem Komitee der Gegner mit einem eigenen Aktionskomitee begegnenden Befürworter des Projekts, allen voran die drei Schulleitungen und die Schülerschaft, engagierten sich mit grossem Einsatz im Abstimmungskampf und vermochten schliesslich – nicht zuletzt dank eines Schweiz weit Aufsehen erregenden Demonstrationszugs am 13. Mai – die Stimmbürger knapp von der Notwendigkeit des Neubaus zu überzeugen. So wurde das Projekt am 16. Mai 1965 mit 77‘276 gegen 70‘383 Stimmen angenommen. Nach dem Abbruch der Villen 1966 konnte mit dem Bau der Schulanlage begonnen werden, die im Herbst 1970, ein halbes Jahr früher als geplant, fertig gestellt war. O.C.

Video file
Fernsehen SRF, Antenne vom 12. Mai 1965 zur Rämibühl-Abstimmung. Erhaltenes Beitragsfragment.

Kantonsschule Rämibühl - Park - Riesenmammutbaum

Submitted by admin on Sun, 06/06/2021 - 18:43

Der Riesenmammutbaum, dessen ursprüngliches Verbreitungsgebiet die Sierra Nevada Kaliforniens ist, wurde wohl um 1900 gepflanzt. Er erinnert wie die Buchen des „Olymps“ an das Villenquartier am Rämi, das im 19. Jahrhundert auf diesem Areal entstanden ist. Selbst ein Fremdling war er einst Teil des Gartens des „(Kleinen) Freudenbergs“, wo gegen Ende des Ersten Weltkriegs unter anderem Stefan Zweig, Frank Wedekind, Franz Werfel und Gerhart Hauptmann als Teilnehmer der Samstagssitzungen des 1902 aus dem „Lesezirkel Hottingen“ hervorgegangenen „Literarischen Clubs“ verkehrten und Autoren, wie z.B. Hermann Hesse, Robert Walser, Meinrad Inglin, oder Charles Ferdinand Ramuz eingeladen wurden

Kleiner Freudenberg
Gartenfront des "(Kleinen) Freudenberg" mit dem Schatten der Buchen des "Olymp" auf der Südfassade. Aufnahme aus der Richtung des Riesenmammutbaums kurz vor Abbruch der Villa 1966.

Er steht damit auch für den Aufstieg und die Weltläufigkeit des Zürcher Grossbürgertums im Zusammenhang mit der Industrialisierung und der damit einhergehenden internationalen wirtschaftlichen und kulturellen Vernetzung. Städtebaulich ist er Zeuge der Urbanisierung, die die einstige Bauerngemeinde Hottingen nach der liberalen Revolution 1830 und der darauffolgenden Entfestigung der Stadt erfasste. Die Neugestaltung des urbanen Raums und die Entstehung bürgerlicher Wohnquartiere gingen einher mit der Anlage öffentlicher Parks und privater Gärten. In Zürich war der Aufschwung der Gartengestaltung seit Mitte der 1830er Jahre untrennbar mit der Person Theodor Froebels verbunden. Schliesslich ist die Tatsache, dass der Baum heute im Zentrum zwischen den Schulhausbauten steht, auch Ausdruck jener Grundhaltungen, die das Schaffen Eduard Neuenschwanders als Architekt des Rämibühls geprägt haben: Die neuen Gebäude sollten ins bestehende Gelände eingepasst, der Baumbestand der ehemaligen Villengärten geschont und so ergänzt werden, dass in den verschiedenen Parkbereichen neue Lebensräume für Pflanzen, Mensch und Tiere geschaffen, die Schönheit der Natur und die Geschichte des Areals sichtbar und sinnlich erfahrbar gemacht werden. O.C.

Riesenmammutbaum

Riesenmammutbaum, wohl um 1900 gepflanzt.

Beim Riesenmammutbaum handelt es sich um das größte Lebewesen der Erde. Mammutbäume existierten schon vor der Eiszeit und sind somit älter als die Rocky Mountains. Der Ursprung des Baumes liegt in Südkalifornien.

Der Riesenmammutbaum wird mit bis zu 95 Meter nicht so hoch wie sein Verwandter, der Küstenmammutbaum, der bis zu 115 Meter hochwachsen kann. Dafür erreicht der Riesenmammutbaum grössere Stammdurchmesser und wird dadurch deutlich massereicher. Der General Sherman Tree im Squoia National Park in Kalifornien ist mit einem Stammvolumen von 1486,9 Kubikmetern der größte lebende Baum der Erde. Die ältesten Exemplare sind über 2560, vielleicht auch bis zu 3900 Jahre alt.

Der Riesenmammutbaum ist einhäusig. Die männlichen Blüten befinden sich am Ende kurzer Triebe. Die Zapfen stehen einzeln, manchmal auch zu zweit, an langem Stiel und werden vom Wind bestäubt. Die Samen sind nach zwei Jahren ausgereift. Die Zapfen setzen ihr Wachstum aber längere Zeit fort und bleiben dabei grün. Die Samen werden entweder durch normales Austrocknen der reifen Zapfen oder durch starke Hitzeeinwirkung, wie sie bei einem Waldbrand entsteht, frei. Dabei können auch die noch grünen, im Wachstum befindlichen Zapfen, ihre Samenfracht massenhaft entlassen. Das ist vorteilhaft, weil nach Waldbränden besonders gute Keim- und Wachstumsbedingungen herrschen: Der für die Keimung wichtige Mineralboden ist freigelegt und die Lichtbedingungen sind sehr günstig, weil das Unterholz verbrannt ist. Riesenmammutbäume werden ab dem Alter 10 bis 15 Jahre mannbar.

Riesenmammutbaum Zapfen

Zapfen eines Riesenmammutbaums.

Riesenmammutbäume gedeihen gut in verschiedenen Klimazonen, darunter auch in der Schweiz. Für das Gedeihen des Riesenmammutbaumes ist es wichtig, dass in trockenen Sommermonaten ausreichend Wasser zur Verfügung steht. Sie benötigen aber gut durchlüftete Böden, so dass Staunässe vermieden werden kann. Sie halten Temperaturen von bis zu -20°C aus, darunter können bei jüngeren Exemplaren Frostschäden auftreten.

Im Zürcher Baumkataster sind 56 Mammutbäume in städtischen Anlagen registriert. Zusätzlich gibt es eine unbekannte Zahl weiterer Mammutbäume auf nicht städtischen Grundstücken. Sie sind typische Modebäume des ausgehenden 19. Jahrhunderts und wurden als weitgehend winterharte Parkbäume angebaut. Die ersten Exemplare wurden 1853 nach Europa eingeführt. Damals entstand unter wohlhabenden Bürgern und Industriellen ein eigentlicher Wettbewerb, wer über die nötigen Beziehungen verfügte, um an Mammutbaum-Sämlinge heranzukommen. Wo ein Mammutbaum steht, kann davon ausgegangen werden, dass sich an seinem Standort früher eine herrschaftliche Villa mit entsprechendem Umschwung befand. T.B.

Kantonsschule Rämibühl - Park - Südrampe

Submitted by admin on Sun, 06/06/2021 - 18:32

Eduard Neuenschwander versuchte beim Bau der Kantonsschule Rämibühl nicht nur, die neuen Gebäude ins bestehende Gelände einzupassen und den Baumbestand der ehemaligen Villengärten zu schonen, sondern veränderte auch gezielt Relief, Bodenbeschaffenheit und Bewuchs. Dadurch sollten in den verschiedenen Parkbereichen neue Lebensräume für Pflanzen, Mensch und Tiere geschaffen, die Schönheit der Natur und die Geschichte des Areals sichtbar und sinnlich erfahrbar gemacht werden. Exemplarisch dafür, wie Neuenschwander mit „Erde und Stein als skulptural formbaren Medien“ das Terrain vielfältig modellierte und dabei Altes und Neues harmonisch verband, ist die mit Unterstützung Karl Holdeners gestaltete Treppenlandschaft des Südaufgangs. Der dem natürlichen Geländeverlauf geradlinig folgende Aufgang wird auf der Bodenwelle vor der Mensa zu einem theaterartig getreppten Platz erweitert, der durch einen Kranz locker gepflanzter Lärchen und Föhren sowie weiterer einheimischer Gehölze gerahmt wird.

Rämibühl Südrampe

Südlicher Treppenaufgang mit Aula, Balkonspolie und Mensa.

Aus den Stufen herausragende Gneisblöcke laden zum Sitzen ein. Die Kopfsteinpflästerung zwischen den Schwellen aus neuen Gneisstufen und alten, aus den Villengärten stammenden Granitabdeckungen grenzt die Erholungszone gegen die mit Zementverbundsteinen ausgelegte, durch Streifen mit Wildpflästerung aus Voralpenkalk erweiterte Verkehrszone ab. Kopfsteinpflaster prägt auch den Platzbereich gegen die Aula hin. Eine prominent vor dem Haupteingang platzierte Balkonspolie vom „(Grossen) Freudenberg“ und Reste der südlichen Gartenmauer des „(Kleinen) Freudenberg“ oberhalb des Naturwissenschaftstrakts erinnern an die Vergangenheit des Geländes. O.C.

Gneisblöcke

Gneisblöcke und Granitschwellen, Kopfsteinpflaster, Wildpflästerung aus Voralpenkalk und Zementverbundsteine.

Kantonsschule Rämibühl - Schulhäuser (MNG, LG/RG)

Submitted by admin on Sun, 06/06/2021 - 18:20

Die parkseitigen Fassaden der beiden Schulhäuser konzipierte Eduard Neuenschwander als Wald mächtiger, in freiem Rhythmus vor- und zurückspringender Betonpfeiler, die durch den filigran wirkenden Aluminiumraster der Fensterquadrate und die durchlaufende, vorkragende Brüstung der Pflanztröge der Dachterrasse verbunden sind. Belebt wird der Fensterraster durch die die Geschossböden markierenden Bänder und die im höheren Eingangsgeschoss und im untersten Geschoss zurückgenommene Fensterfront. Die zurückversetzten Dachaufbauten sind nur teilweise sichtbar und haben keinen entscheidenden Einfluss auf das Erscheinungsbild der 102m und 146m langen Fassaden. Umso wichtiger ist die von Neuenschwander arrangierte Geländemodulierung vor der Fassade. Indem er den Fuss der Gebäude hinter einer Geländewelle verschwinden lässt, reduziert er optisch die Höhe des Baus und lässt ihn förmlich aus dem Boden wachsen.

Rämibühl LGRG

Pfeilerwald und Fensterraster der Südfassade des Schulgebäudes von LG/RG.

Während sich die talseitigen Fassaden von MNG und LG/RG – wie Neuenschwander es 1988 ausdrückte – „durch die bestehenden Landschaftsbestände winden“, sind die strassenseitigen, parallel zur Freiestrasse angeordneten Gebäudeteile einer rechtwinkligen Ordnung verpflichtet, in die auch die Turnanlage einbezogen ist. Auf dieser Seite bestimmen die Mauer- und Glasbausteinflächen der grossen, gestaffelten Kuben neben Partien mit Pfeilern und Fensterraster das Erscheinungsbild.

Schulgebäude von LG/RG

Kubische Formen der Nordfassade des Schulgebäudes von LG/RG.

Die unterschiedliche Fassadengestaltung resultiert nicht nur aus dem Bezug zur Umgebung, sondern korrespondiert auch mit der Funktion der Räume im Innern. Die von Neuenschwander verwendete Skelettbautechnik gewährleistet die vom Wettbewerbsprogramm geforderte Flexibilität der Grundrisse. Über Betonunterzüge sind die Fassadenpfeiler mit Pfeilerreihen verbunden, die in Zimmertiefe den Fassaden folgen und die ihrerseits untereinander mit einem Betonträger verbunden sind. Die Flurzone, wo der frei gestaltete und der orthogonal geordnete Bereich aufeinandertreffen, wird von einer Betonplatte überspannt, deren Last in den breiteren Zonen durch einzelne, frei im Raum stehende, scheibenartig ausgebildete Betonstützen zusätzlich aufgefangen wird. Dadurch, dass der Beton roh belassen ist, ist das tragende Gerüst des Baus sichtbar. Aus Beton sind auch die zum Flurbereich hin offenen Treppenhäuser. Auf der rauen Oberfläche der vor Ort geschalten und gegossenen Elemente zeichnen sich Holzstruktur und unterschiedliche Schalungsrichtungen ab.

1. Obergeschoss des MNG

Korridor im 1. Obergeschoss des MNG – Nahtstelle zwischen frei gestaltetem und orthogonal geordnetem Bereich.

In der Einbettung der Bauten in die umgebende Natur und im freien Umgang mit organischen und orthogonalen Formen zeigt sich der prägende Einfluss von Neuenschwanders Lehrer Alvar Aalto: Mit dem 1947-49 realisierten Studentenheim des MIT in Cambridge (USA) am Ufer des Charles River hat Aalto wohl Neuenschwanders Rämibühl-Entwurf inspiriert. Symbolisch nimmt die nach Süden zum Fluss orientierte, dreifach abgewinkelte, sanft ondulierende Front mit den Studentenzimmern Bezug auf den Strom. Die nördliche, kantig wirkende Fassade mit Studentenzimmern gegen Osten und Diensträumen gegen Westen folgt dem Verlauf der Südfassade nur bedingt. Dadurch öffnen sich in der dazwischen liegenden Korridorzone Aufenthaltsbereiche. O.C.

Aalto MIT Werk 1950
Abbildungen aus einem Artikel in der Architekturzeitschrift Werk aus dem Jahr 1950 (Bd. 37,4).

Kantonsschule Rämibühl - Mensa

Submitted by admin on Sun, 06/06/2021 - 18:16

Am Bau der in den Hügel hineingeschobenen Mensa werden Formelemente der Schulhäuser aufgenommen und variiert. Da deren unteres Geschoss in eine Geländemulde eingebettet ist, ist von der Mensa nur die grosszügig verglaste, durch schlanke, vorspringende Betonwandscheiben in grossen Abständen regelmässig gegliederte Front der Esssäle sichtbar. Als gegen die Glasfront sich neigendes Vordach ist die Brüstung der Betonpflanztröge ausgebildet.

Rämibühl Aula Mensa

Hauptfront der Mensa – Mittel- und Verbindungsstück der Fassadenbogens zwischen Aula und LG/RG, 1970.

Der leicht wirkende Bau lässt vergessen, dass er als Substruktion des Vorplatzes von LG und RG dient. Ebenso wenig wird die sich nach Südosten öffnende, westlich von den Buchen des „Olymp“ und der malerischen Gruppe exotischer Koniferen gerahmte Terrasse vor den beiden Gymnasien als Dach der Mensa erfahren. Einzig die vier aus dem Boden wachsenden, teilweise von Betonbänken umgebenen, ursprünglich überkuppelten Kegelstümpfe der Oberlichter des Esssaals erinnern daran.

Mensa

Mensadach mit Oberlichtern des Esssaals als Vorplatz von LG/RG.   

Die tiefe, durch scheibenartig ausgebildete Stützen und Träger in vier Schiffe gegliederte Halle der Mensa ist von aussen und innen nur über Treppen beziehungsweise Rampen erreichbar, die auf das Niveau des Esssaals hinabführen. Hinter der mächtigen Fensterfront erstreckt sich der Essbereich der Schülerinnen und Schüler und, davon räumlich abgetrennt, der Essraum für die Lehrerschaft. Nahtlos geht der Essbereich in die dunklere, durch Oberlichter beleuchtete Verkehrszone zwischen den Eingängen über, hinter der die ganz auf Kunstlicht angewiesenen Theken für die Essensausgabe, die Wendeltreppe und der Warenlift ins Untergeschoss liegen. Die grossen Wandflächen der Zugänge zur Mensa und des Esssaals liess Eduard Neuenschwander von Karl Schmid durch geometrisch-ornamentale Wandmalereien, Eisenplastiken und Holzreliefs gestalten. Die mit grosser Sensibilität für das harmonische Zusammenspiel von Linie, Fläche und Farbe sowie mit hoher handwerklich technischer Präzision ausgeführten Werke schaffen mit ihren verspielten Formen und Farben eine heitere Atmosphäre.

Eßsaal

Esssaal mit den Theken zur Essensausgabe im Hintergrund. 

Betrieben wird die Mensa seit ihrer Eröffnung 1970 vom Zürcher Frauenverein. Dieser war 1894 als „Frauenverein für Mässigkeit und Volkswohl“ zur Bekämpfung des verbreiteten Alkoholismus, zur Besserstellung der Frau in den gastgewerblichen Berufen und zur Verbesserung des Volkswohls allgemein gegründet worden. Erste Präsidentin war Nanny Huber-Werdmüller (1844-1911), treibende Kraft und erste Geschäftsleiterin Susanna Orelli-Rinderknecht (1845-1939). O.C.

Kantonsschule Rämibühl - Park - Umgebungsgestaltung/-aufteilung

Submitted by admin on Sun, 06/06/2021 - 17:47

Eduard Neuenschwanders Umgebungsgestaltung übernimmt zahlreiche Gehölze der Landschaftsgärten der sieben ehemaliger, historistischer Stadtvillen (Magnolien, Mammutbaum, Scheinzypressen, Buchen, Eiben) und inszeniert die überkommene Topografie (Aussichtshügel). Die abgewinkelten Gebäudriegel der Kantonsschule Rämibühl kammern das Gelände in verschiedene Parkbereiche, die nach aussen hin durch den historischen Gehölzgürtel gefasst sind.

Rämibühl Olymp
Das Zentrum des Rämibühlareals mit Exoten auf der Rasenflächen und Buchen auf dem "Olymp".

Themen der Bereiche sind neben funktionalen Sportanlagen vor allem die Darstellung verschiedener Pflanzengesellschaften und -standorte: Ein Buchenwald ('Olymp'), ein Biotop mit Auengehölzen, eine alpine Kleinlandschaft, ein Trockenbiotop/ Sukzessionsfläche. Die Südrampe wird von Bäumen wie Platanen und Kiefern eingefasst.

Rämibühl Biotop
Feuchtbiotop mit Auengehölzen vor der Südfassade des MNG.
Rämibühl Schulgarten
Schulgarten: Wasser, Geröll, Findlinge, Gräser und Föhren inszenieren eine alpine Kleinlandschaft.

Während in dieser Darstellung unterschiedlicher Lebensbereiche Neuenschwanders internationale Rolle als Pionier des Naturgartens sichtbar wird, macht sich in der engen Verbindung von skulpturaler Architektur und Topografie sowie in den malerischen Kiefern-, Birken- und Lärchenhainen seine Beeinflussung durch das Werk Alvar Aaltos spürbar. Im Gegensatz zur kurz zuvor fertiggestellten Kantonsschule Freudenberg präsentiert das Rämibühl nicht den Kontrast von Architektur und Natur, sondern deren gestalterische Symbiose. T.B

Sukzessionsfläche

Sukzessionsfläche mit Lärchen, Kiefern und Obstbaum im Hintergrund

Südrampe_2

Südrampe mit Platanen (rechts) und Koniferen (links)