1898 in Kuortane geboren, gründete Alvar Aalto nach dem Architekturstudium an der Technischen Hochschule von Helsinki 1923 ein eigenes Büro. Ende der 1920er Jahre etablierte er sich als Pionier des Neuen Bauens in Finnland. Grossen Einfluss gewann er in der Schweiz, mit der ihn viele Freundschaften (neben Sigfried Giedion vor allem Alfred Roth, Max Bill und Ernst Gisel) sowie zahlreiche Besuche verbanden und wo – seit dem Finnischen Winterkrieg 1939/40 noch verstärkt – seine Heimat grosse Sympathie genoss. Seit 1929 propagierte ihn Sigfried Giedion unermüdlich als bedeutenden Vertreter der modernen Architektur und trug so nicht unwesentlich zu Aaltos internationalem Ruhm bei.
Dank Giedions Vermittlung wurde 1934-74 für über dreissig junge Schweizer Architekten, so auch für Eduard Neuenschwander, ein Praktikum bei Aalto zum prägenden Erlebnis.
Aaltos Schaffen gründete in der Auffassung, Architektur sei keine rein praktisch-technische, sondern primär eine dem Menschen und dessen psychischen und sozialen Bedürfnissen verpflichtete Aufgabe. Theorien, Raster und Modul – die Instrumente der rationalistischen Moderne Le Corbusiers und der Bauhaus-Architekten – als Grundlage des Entwurfs verwerfend entwickelte er intuitiv Formen, die sich organisch aus der Bauaufgabe und der landschaftlichen Umgebung ergaben und beide harmonisch miteinander verbanden. Die so gefundene Formensprache bestimmte den Bau bis ins Detail, oft bis zum eigens entworfenen Mobiliar. O.C.