Geschäftshaus

Geschäftshäuser „Rämibühl“, Rämistrasse 42 / Wolfbachstrasse 5

Submitted by ottavio.clavuot on Fri, 04/01/2022 - 08:06

Der Geschäftshauskomplex besteht aus dem Vorderhaus an der Rämistrasse und dem durch einen Hof getrennten, tiefer liegenden Hinterhaus. Er wurde im Auftrag des Musikhauses Jecklin nach Plänen von William Dunkel 1957-58 durch die Ernst Göhner AG in den Formen der klassischen Moderne erbaut. An der Rämistrasse präsentiert er sich als kubisch wirkender, viergeschossiger Eisenbeton-Skelettbau über rechteckigem Grundriss mit zurückversetztem Attikageschoss. Über dem eng stehenden Stützenraster des strassen- und hofseitig verglasten Erdgeschosses rahmen hellgestrichene, vorkragende Betonscheiben die quadratischen, gelb gefassten Drehflügelfenster mit integriertem Sonnenschutz und Leichtmetallbrüstung der drei Obergeschosse. Im Gegensatz zu den transparent wirkenden Langseiten dominieren an den Schmalseiten die Betonflächen, die durch die in der Achse des zentralen Korridors ausgeschnittenen Fenster und die geschossübergreifenden Schlitze des Treppenhauses belebt werden. Das fein auskragende Vordach über den strassenseitigen Fenstern des Erdgeschosses schützt auch die an der unteren Schmalseite zum Haupteingang hinaufführende Freitreppe.

Geschäftshaus Rämistrasse 42
Das Vorderhaus mit dem seitlichen Haupteingang und der Treppe zum Hof mit dem Hinterhaus. Foto 1958.

Während in den Obergeschossen Praxisräume, Büros, Ateliers und Werkstätten eingerichtet wurden, nahmen das Erdgeschoss und das gegen den Hof verglaste Untergeschoss bis 2003 das Disco-Center Jecklin auf.

Disco-Center Jecklin
Die Schallplattenabteilung des „Disco-Centers Jecklin“ im Erdgeschoss mit den Plattenkästen, Plattenspielern und Kopfhörern, die den Kunden eine selbständige Musikauswahl erlaubten, sowie den schallgeschützten Musikkabinen im Hintergrund. Foto 1958.

Der trapezförmige, vierstöckige Baukörper des Hinterhauses ist über eine zweigeschossige Hofunterkellerung mit dem Vorderhaus verbunden. Seine äussere Erscheinung wird bestimmt durch drei Betonwandscheiben in Gebäudehöhe – eine die Schmalseite bildend, je eine gegenüberliegend an den Trapezarmen – und die sie verbindenden Glasfronten, deren schmale Fensterachsen durch ein Raster filigraner Metallprofile und -panele strukturiert wird. OC.      
 

Geschäftsjaus Wolfbachstrasse 5
Das Hinterhaus mit der hofseitigen Glasfront zwischen den Betonwandscheiben der Trapezarme.

Wohn- und Geschäftshaus Fierz, Zürichbergstrasse 2, 4, 8

Submitted by admin on Sun, 06/06/2021 - 19:29

Hoch über dem ehemaligen Rämibollwerk erbaute der Zimmermeister und Gastwirt „Zum Pfauen“ Jakob Hottinger (1794-1848) 1845 das stattliche klassizistische Haus „Zum (oberen) Sonnenbühl“. Ursprünglich als Erziehungsinstitut genutzt, gelangte es bereits 1851 in den Besitz des Baumwollgrosskaufmanns Johann Heinrich Fierz, dem es als Wohn-, Büro- und Lagerhaus diente. 1864, als Fierz den aus Dresden zugewanderten Architekturprofessor am Polytechnikum, Gottfried Semper, mit der Planung eines Magazin- und Bürogebäudes sowie eines Pferdestalls mit Wagenremise beauftragte, gehörte ihm ein grosses Gelände im Villenquartier am Rämi, das sich L-förmig von der Zürichbergstrasse bis zum „(Kleinen) Freudenberg“ erstreckte. Nach Sempers Plänen wurden 1865-67 das Magazin, Büros und Wohnungen aufnehmende Haupthaus und der durch eine breite, zu Hof und Garten hinaufführende Treppe getrennte Nebenbau (möglicherweise Waschhaus oder Gärtnerwohnung) mit Pergola errichtet. Mit der an italienischen Palazzi des Cinquecento orientierten Architektur stellte Semper den Bauherrn in die Tradition einflussreicher Kaufleute der Renaissance. Der kompakte und mächtige Kubus erscheint gegen die Strasse hin mit kräftig rustiziertem, durch vergitterte Rundbogen aufgelockertem Sockelgeschoss und darüber glatter durch Lisenen und Gesimse, an den risalitartig vorspringenden äusseren Achsen durch Serliana und Balkone gegliederter Sandsteinfassade.

Wohn- und Geschäftshaus Fierz

Wohn- und Geschäftshaus Fierz. Foto um 1900.

Auf den höher gelegenen Hof und Garten öffnet er sich mit dem Hauptportal in einer doppelgeschossigen Loggia zwischen Eckrisaliten.

Zürichbergstrasse 2 Hoffront
Gartenfront des Wohn- und Geschäftshauses.

Der Park war mit französisch-geometrischem Teil und englischem Landschaftsgarten geplant und scheint in den späten 1880er Jahren von der Firma Froebel umgestaltet worden zu sein, wie eine 1886-89 für Fierz’ Witwe angefertigte Planzeichnung Otto Froebels und des aus Belgien stammenden Gartenarchitekten Evariste Mertens (1846-1907) nahelegt. Auf Anna Katharina Fierz-Locher geht auch der Umbau des „(Oberen) Sonnenbühls“ zurück, dem 1878 der Neurenaissance-Mittelrisalit auf der Hofseite angefügt wurde. O.C.

Oberes Sonnenbühl
An der Hoffassade des „(Oberen) Sonnenbühls“ kontrastiert der schlichte Klassizismus der 1840-er Jahre mit der monumental wirkenden Neurenaissance der 1870-er Jahre. 
Sonnenbühl Ökonomiegebäude
Das 1866-67 nach Motiven von Gottfried Semper errichtete Ökonomiegebäude mit Wohnung, Stall und Remise wurde 1966 für Tiefgarage und Sportplatz der Kantonsschule Rämibühl abgebrochen.