Armin Meili (1892-1981), Architekt und Raumplaner

Submitted by ottavio.clavuot on Sat, 09/11/2021 - 06:51

In Luzern geboren, schloss Armin Meili 1915 sein Architekturstudium an der ETH in Zürich mit einer Diplomarbeit bei Gustav Gull ab und wurde Assistent des eben berufenen Karl Moser. 1917 trat er als Partner ins väterliche Architekturbüro in Luzern ein, das er seit 1924 allein weiterführte. Bereits früh interessierte er sich für die damals intensiv diskutierte Frage des Städtebaus. 1928 besuchte er zusammen mit Hans Bernoulli den Städtebaukongress in Frankfurt, wo er u.a. Le Corbusier und Ernst May begegnete. Ein Jahr später gewann er den Wettbewerb für den Stadtbauplan von Luzern, in dessen überarbeiteter Version er auch einige gezielt platzierte, bis zehngeschossige Hochhäuser vorsah. Mit dem vom norditalienischen Rationalismus inspirierten Kunst- und Kongresshaus Luzern realisierte er 1931-33 einen typischen Bau der gemässigten Moderne, die er seit 1936 auch als Direktor der Schweizerischen Landesausstellung 1939 förderte und die als „Landi-Stil“ zur spezifisch schweizerischen Spielart der Moderne werden sollte.

Armin Meili
Armin Meili auf der Baustelle der Schweizerischen Landesausstellung 1939.

1939-55 für die Zürcher Freisinnigen im Nationalrat, setzte er sich politisch und publizistisch für eine wirksame Landes- und Regionalplanung ein – eine Forderung, die er bereits 1932 erhoben hatte – und wurde 1943 zum ersten Präsidenten der neu gegründeten Schweizerischen Vereinigung für Landesplanung gewählt. Überzeugt von der Notwendigkeit des sparsamen Umgangs mit dem Boden angesichts der ins Umland auswuchernden Siedlungen und geprägt von den städtebaulichen Diskussionen und Experimenten der Zwischenkriegszeit, wie etwa Le Corbusiers Konzept der „Ville Radieuse“ mit Punkthochhäusern oder den neuen Bandstädten in der Sowjetunion, forderte Meili die staatlich geplante Verdichtung der städtischen Zentren und den Schutz der freien Landschaft.

Le Corbusier Ville radieuse
Le Corbusier, Ville Radieuse als horizontal aufgelockerte, vertikal verdichtete Stadt mit Hochhausbauten auf weiten Grünflächen, 1930.

1947 wurde Meili beauftragt, an der Piazza Cavour in Mailand ein Hochhaus für das Centro Svizzero zu errichten, das er bis 1952 als knapp 80 m hohen Turm realisierte.

Mailand Centro Svizzero
Mailand, Centro Svizzero mit Hochhaus und niedrigem, L-förmigem strassenseitigem Trakt. Foto 1957.

Ein Besuch in New York im Januar 1950 zur Innenraumgestaltung der neuen Swissair-Niederlassung im 259 m hohen Hochhaus des Rockefeller Centers (1933-40) erlaubte ihm die unmittelbare Auseinandersetzung mit der Hochhausarchitektur Manhattans. Besonders faszinierten ihn die Stahl-Glas-Prismen des UNO-Gebäudes (1947-52) und des Lever House (1950-52), zweier emblematischer Bürohochhäuser der amerikanischen Nachkriegsmoderne. Im Dezember des gleichen Jahres schaltete er sich mit einer Artikelserie in der NZZ zur Frage „Braucht Zürich Hochhäuser?“ in die Debatte um den Bau von Wohnhochhäusern an der Peripherie von Schweizer Städten ein, an der sich neben namhaften Architekten, wie Werner M. Moser, auch Max Frisch beteiligte.

Audio file
Aus Max Frischs Hörspiel "Der Laie und die Architektur", 1954.

Meili kritisierte das Fehlen einer funktionalen und räumlichen Struktur Zürichs, die unwirtschaftliche Nutzung der teuren Grundstücke in der Innenstadt und die grossflächigen, uniformen Neubausiedlungen am Stadtrand. Dagegen plädierte er für den Bau von Büro- und Geschäftshochhäusern mit bis zu 25 Geschossen im Raum zwischen Landesmuseum, Kaserne und Globus als Massnahme der Verdichtung und der Gestaltung einer der City einer modernen Grossstadt angemessenen Skyline. O.C.

Meili Braucht Zürich Hochhäuser
Armin Meili, Braucht Zürich Hochhäuser?, dreiteilige Artikelserie in der NZZ vom 8./9./11. Dezember 1950.