HMS: Haefeli Moser Steiger (1937-70), Architektengemeinschaft

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Die Gründung der Bürogemeinschaft Haefeli Moser Steiger (HMS) 1937 nach dem gemeinsamen Erfolg der drei Architekten im Wettbewerb für das Zürcher Kongresshaus, war nicht ganz zufällig. Bei aller Eigenständigkeit verbanden sie viele Gemeinsamkeiten: Werner M. Moser (1896-70), Max Ernst Haefeli (1901-76) und Rudolf Steiger (1900-82) gehörten derselben Generation an und waren Söhne künstlerisch engagierter Väter: der Architekten Karl Moser und Max Haefeli sowie des Kunstmalers und Flugpioniers Carl Steiger. Sie studierten miteinander an der ETH Architektur bei Karl Moser und sammelten nach dem Studienabschluss 1921/23 im Ausland Erfahrungen mit verschiedenen Ausprägungen modernen Architekturschaffens. Haefeli und Steiger unter anderem in Berlin, Werner Moser in den Niederlanden und den USA bei Frank Lloyd Wright (1923-26).

Haefeli Moser Steiger
Max Ernst Haefeli, Rudolf Steiger und Werner M. Moser auf der Baustelle des Kongresshauses, um 1939.

Zurück in Zürich gründeten sie in der 2. Hälfte der 1920-er Jahre eigene Architekturbüros und realisierten eigene Projekte: Max Ernst Haefeli etwa die Rotach-Häuser (Lux-Guyer-Weg 5-9) 1927-28 und Werner M. Moser die Villa Hagmann (Hegibachstrasse 131) 1928-30, beides typische Vertreter der klassischen Moderne, oder Rudolf Steiger zusammen mit Flora Steiger-Crawford und Carl Hubacher des Zett-Haus (Badenerstrasse 16-18) 1929-30, eines der ersten modernen Geschäftshäuser der Schweiz.

Hegibachstrasse Villa Hagmann
Glastüren und Fenster öffnen das Wohnzimmer mit gedecktem Sitzplatz, die Halle und das Esszimmer der Villa Hagmann auf den Garten, auf den auch die Schlafzimmer im Obergeschoss orientiert sind. Foto 1931.
Badenerstrasse Zett-Haus
Zett-Haus mit Tiefgarage, Läden mit Galeriegeschoss und Restaurant im Parterre, Kino, Büros und Kleinwohnungen in den Obergeschossen sowie Schwimmbecken auf der Dachterrasse. Foto 1936.

Gleichzeitig fanden sie sich immer wieder zu gemeinsamen Aktionen zusammen. 1927 gehörten sie zur Gruppe der Schweizer Architekten, die sich an der Werkbundausstellung in der Weissenhofsiedlung in Stuttgart beteiligte, und steuerten Möbelentwürfe und Gebrauchsdesign für die Wohnungen in Mies von der Rohes Appartementhaus bei. 1928 waren sie bei der Gründung des CIAM dabei. In den folgenden Jahren planten sie zusammen mit Paul Artaria, Carl Hubacher, Emil Roth und Hans Schmidt die Werkbundsiedlung „Neubühl“ (1928-31), ein Pionierprojekt des Neuen Bauens in Zürich, engagierten sich an den dortigen Wohnausstellungen (1931/33), setzten sich im Rahmen des CIAM mit städtebaulichen Fragen auseinander (1932-33), erarbeiten Siedlungspläne für Bern und den Grossraum Zürich (1933-36) und beteiligten sich an den Ausstellungen des Kunstgewerbemuseums Zürich zum neuen Schulhaus (1932) und zum neuen Bad (1934/35).

Wasserwerkstrasse Rotach-Häuser
Umschlagbild von Sigfried Giedions Schrift "Befreites Wohnen", 1929: Foto der Rotach-Häuser mit Blick aus dem Inneren durch die geöffnete Glasschiebetür über den Balkon auf die Limmat. Moderne Möblierung und entspannte Bewohner werben für die neuen Wohnannehmlichkeiten.

Die drei Architekten verband eine pragmatische, undogmatische Haltung gegenüber der architektonischen Moderne des Bauhauses oder Le Corbusiers. Die Entwicklung architektonischer Formen hatte in erster Linie den menschlichen Bedürfnissen und örtlichen Bedingungen zu genügen, d.h. der Bau sollte unabhängig von jedem Schematismus und Formalismus möglichst kostengünstig, effizient und unprätentiös die ihm zugedachten individuellen und gesellschaftlichen Aufgaben erfüllen und städtebaulich sorgfältig in die Umgebung integriert werden. Dabei konnten sowohl moderne als auch traditionelle Materialien und Konstruktionsweisen zum Einsatz kommen. „Flachdach oder Giebeldach? “ war aus dieser Perspektive keine Frage des Bekenntnisses für oder gegen die Moderne, sondern schlicht das Ergebnis eines offenen, funktions- und situationsbezogenen, konstruktions- und materialbedingten Gestaltungsprozesses.

Kongresshaus
Das auf die Landesausstellung 1939 hin realisierte, auf den See orientierte Kongresshaus. Geschickt sind Innen- und Aussenraum durch die hohen Glasfronten von Foyer und Kongresssaal sowie durch Gartenhof und Terrassen miteinander verbunden. Foto 1970.

Mit diesen Auffassungen verkörperten Haefeli, Moser und Steiger die typische Schweizer Moderne, wie sie dann auch in Bauten, wie dem Kongresshaus 1937-39, dem Grossprojekt des Kantonsspitals 1942-53, dem Hochhaus „Zur Palme“ (Bleicherweg 33), dem damals grössten Bürohaus der Schweiz, 1959-64 und einer vielfältigen Palette weiterer Bauwerke umgesetzt wurde. Ihre zu den bedeutendsten Schweizer Architekturbüros zählende Bürogemeinschaft bestand bis zu Werner M. Mosers Tod 1970. O.C.

Hochhaus "Zur Palme"
Über den beiden flach gelagerten Ladengeschossen mit Fussgängerpassagen und Höfen, erhebt sich das zentrale, auf Stützen gestellte, elfgeschossige Hochhaus "Zur Palme". Dazwischen das über freitragende Spiralrampen erschlossene Parkdeck. Foto 1964.