Turnhallen, Rämistrasse 80

Submitted by admin on Sun, 06/06/2021 - 18:01

Durch die Verlängerung der Gloriastrasse bis an die Rämistrasse wurde 1937 die städtebauliche Situation im Bereich des Kantonsspitals geklärt: Der untere Teil der Wässerwiese stand nun für den Bau von Turnanlagen zur Verfügung, das Areal gegenüber Universität und ETH für den Neubau des Kantonsspitals. So wurde endlich die Planung einer „Turnanlage für die Kantonalen Lehranstalten“ oberhalb der „Neuen Kantonsschule“ in Angriff genommen, die – verzögert durch den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 – Hermann Fietz d. J. zusammen mit Max Ernst Haefeli 1940-42 realisierte. Die Anlage besteht aus mehreren, gestaffelt angeordneten, Gelände und Funktion abbildenden Baukörpern sowie aus einem Turn- und Spielplatz, der im Rahmen der „Anbauschlacht“ zunächst landwirtschaftlich genutzt wurde.

Turnhallen Rämistrasse
Turnhallen mit Spielwiese. Das Sgrafitto „Gemeinschaft“ an der Stirnwand der oberen Duplex-Turnhalle geht auf die Hilfsaktion des Bundes 1939 für notleidende Künstler zurück.

Mit ihrer gerasterten Fassadengliederung, gut sichtbar etwa im Betongitterwerk Turnhallenfenster, und den flach geneigten Satteldächern sind die Bauten typische Vertreter der gemässigt modernen Schweizer Architektur im Geist der Landesausstellung 1939. Deren Pavillons beanspruchten im Sinne der „Geistigen Landesverteidigung“, durch die Verbindung des funktionalistischen Ansatzes mit traditionellen Formelementen eine spezifisch schweizerische Moderne zu verkörpern.

Baukörper der Duplex-Turnhallen

Baukörper der Duplex-Turnhallen mit dazwischen liegendem, niedrigeren Garderobetrakt.

An die „Landi“ erinnert auch die 1943-47 in Castione-Marmor ausgeführte, überarbeitete Fassung der von Hans Brandenberger (1912-2003) geschaffenen monumentalen Gipsplastik „Wehrbereitschaft“, die in einem Pavillon der Höhenstrasse aufgestellt war und den Wandel vom friedlichen zum kampfbereiten Bürger zeigen sollte. O.C.

Hans Brandenberger - Soldatenfigur

Soldatenfigur des in Niederländisch-Indien (heute Indonesien) geborenen und aufgewachsenen Auslandschweizers Hans Brandenberger.