Der bekannte Schweizer Schriftsteller Adolf Muschg (geb. 1934 in Zollikon) legte 1953 seine Matura am Literargymnasium ab (damals noch nicht auf dem Rämibühl-Areal). Nach einem Studium der Germanistik, Anglistik und Psychologie an den Universitäten Zürich und Cambridge arbeitete er von 1959 bis 1962 als Hauptlehrer für Deutsch an der Oberrealschule (der Vorgängerschule des MNG). Die Erfahrungen dieser Zeit gingen ein in den krimiartigen Roman Mitgespielt (1969), der von einem Deutschlehrer handelt, der in Verdacht gerät, einen seiner Schüler ermordet zu haben. Die damaligen Räumlichkeiten der Oberrealschule sind wiedererkennbar. Muschg arbeitete später als Dozent an verschiedenen Universitäten und von 1970 bis 1999 als Professor für deutsche Sprache und Literatur an der ETH Zürich.
Vor Kurzem blickte Muschg auf seine Zeit am LG zurück. Auf die Bemerkung eines Journalisten, sein neuer Roman setze die Kenntnis des ganzen europäischen Bildungskanons voraus, meinte Muschg:
«Die Vorlagen, die Sie nennen, sind nicht mehr Teile unseres kulturellen Alphabets. Ich habe es noch gelernt, nicht nur zu meinem Vergnügen. Aber was ich im Literargymnasium habe aufpacken müssen und damals als Last empfunden habe, entpuppt sich immer mehr als der wahre Schatz meines Alters.»
(NZZ am Sonntag, 1. August 2021, S. 43.) C.V.