Die deutsche Theaterschauspielerin Therese Giehse gründete 1933 mit Erika und Klaus Mann in München das literarische Cabaret «Die Pfeffermühle». Bereits am 13. März desselben Jahres flüchteten sie vor den Nationalsozialisten nach Zürich, wo die «Pfeffermühle» im Hotel Hirschen ihr Programm fortsetzte. Es folgten Tourneen in der Schweiz und in Europa sowie 1937 in New York. Giehses antifaschistische Haltung kam auch beim «Cabaret Cornichon» und am Schauspielhaus Zürich zum Tragen.
Dem Ensemble des Schauspielhauses gehörte sie 1937-49 fest an und spielte dort unter anderem die Titelrolle in Bertolt Brechts «Mutter Courage und ihre Kinder» (Uraufführung 1941), die Mi Tzü in «Der gute Mensch von Sezuan» (1943) und die Schmuggler-Emma in «Herr Puntila und sein Knecht Matti» (1948). Damit schuf sie sich den Ruf als Brecht-Interpretin par excellence und trug zum internationalen Ansehen des Schauspielhauses als Bühne der deutschen Emigration und des Widerstands bei. In dieser Zeit wohnte Therese Giehse in Fluntern – genauer in der Pension von Fräulein Wachs in der Plattenstrasse 33. Heute befindet sich dort die Steinerschule.
1949-52 schloss sie sich Brechts Berliner Ensemble an und gastierte an den Münchner Kammerspielen, wo sie dann 1952-73 fest engagiert war. Sie kehrte jedoch wiederholt ans Zürcher Schauspielhaus zurück und feierte in Uraufführungen von Friedrich Dürrenmatts Komödien grosse Erfolge, so als Claire Zachanassian in «Besuch der alten Dame» (1956) und als Mathilde von Zahnd in «Die Physiker» (1961).
Darüber hinaus wirkte sie in verschiedenen Filmen mit (u.a. 1945 in der Schweizer Produktion «Die letzte Chance», Regie Leopold Lindtberg).
Ihre überragende Bühnenpräsenz machte Giehse zu einer der bedeutendsten Schauspielerinnen ihrer Zeit. Auf ihren eigenen Wunsch wurde sie auf dem Friedhof Fluntern in Zürich begraben. R.K.