Johann Heinrich Fierz (1813-77), Kaufmann und Wirtschaftspolitiker

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In Meilen als Sohn eines Landwirts und Bezirksrichters geboren, gründete Johann Heinrich Fierz nach einer kaufmännischen Lehre in der Bauwollfabrik Hürlimann in Richterswil 1843 zusammen mit Heinrich Hüni ein eigenes Unternehmen. Seit 1845 verheiratet mit Anna Katharina Locher, der Tochter eines Stickerei-Industriellen, führte er ab 1850 einen selbständigen Handelsbetrieb für Baumwolle in Fluntern, wo er sich 1865-67 von Gottfried Semper ein repräsentatives Wohn- und Geschäftshaus erbauen liess. Als Grosskaufmann war er bestens vernetzt, pflegte Kontakte zu Salomon Volkart in Winterthur wie auch zu Alfred Escher und etablierte sich als eigentlicher Wirtschaftsführer der Nordostschweiz. Politisch liberal, war er 1855-74 Nationalrat und 1858-68 Mitglied des Zürcher Grossen Rats. 1856 gründete er zusammen mit Alfred Escher die Schweizerische Kreditanstalt, deren Direktor er 1857-59 war, mit dem Ziel die eigenständige Finanzierung der Industrialisierung und des Eisenbahnbaus zu gewährleisten.

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Fierz an Alfred Escher, 12. August 1857.

Er engagierte sich 1857 bei der Gründung der Schweizerischen Exportgesellschaft, initiierte 1873 die Kaufmännische Gesellschaft in Zürich, die spätere Zürcher Handelskammer und setzte sich seit 1874 – wenn auch vergeblich – für die Gründung einer Handelshochschule ein. Handelsberater des Bundesrats, 1863 internationaler Handelskommissär der Schweiz in Paris, vertrat er 1869 die Schweiz bei der Einweihung des Suezkanals.

Fierz Johann Heinrich

Johann Heinrich Fierz. Druck, Orell Füssli, Zürich.

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Fierz an Alfred Escher, 3. Oktober 1860.

Als sozial denkender Unternehmer förderte Fierz die Einrichtung von Schulen für Unterbemittelte, die Gewährung von Lehrlingsstipendien und den Bau der ältesten Arbeitersiedlung Zürichs. 1873-79 liess er in Aussersihl durch den von ihm mit Unterstützung von Zürcher Grossunternehmen gegründeten, gemeinnützigen Aktienbauverein 58 zum Verkauf bestimmte, kostengünstige Giebelhäuser in fünf Zeilen und eine Kinderkrippe errichten, deren Anlage sich als Gegenentwurf zu den Mietskasernen an der „cité ouvrière in Mühlhausen und der Rieter-Siedlung in Winterthur orientierte.  O.C.

Fierzsiedlung Johannesgasse
Charakteristische Doppelwohnhauszeile mit Gärten der Fierz-Siedlung an der Johannesgasse. Foto um 1910.