Kunsthaus, „Bührle-Bau“, Heimplatz

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Bereits 1938 propagierte Hans Hofmann, der Chefarchitekt der Landesausstellung 1939, im Zusammenhang mit Erweiterungsplänen des Kunsthauses in Anlehnung an Vorschläge Karl Mosers die Idee einer „Kunstinsel“ am Heimplatz, der geschlossen umbaut und für Fussgänger reserviert werden sollte. Der endgültige Verzicht auf Pläne zum Teilabbruch des Quartiers zwischen Zähringerplatz und Hirschengraben und zur Verlängerung der Kantonsschulstrasse in Richtung Altstadt machten 1942 zusammen mit der Finanzierung durch den umstrittenen Grossindustriellen und Kunstsammler Emil Georg Bührle den Weg frei für die Planung der Kunsthauserweiterung auf dem Areal des Krautgartenfriedhofs, wo Georg Büchner 1837 beerdigt worden war, und des Hauses „Zum liegenden Hirschli“, wohl Johann Heinrich Pestalozzis Geburtshaus. Heftige Kontroversen um die städtebauliche Situation zwischen Altstadt und Heimplatz, aber auch Finanz- und Materialknappheit in den ersten Nachkriegsjahren verzögerten die Realisierung des 1944 siegreichen Wettbewerbsprojekts der Brüder Hans und Kurt Pfister.

Luftaufnahme Kunsthaus
Luftaufnahme des Altbaus und des „Bührlebaus“.

Während der zehn Jahre bis zur Ausführung erfuhr der als frei bespielbare Ausstellungshalle konzipierte Neubau eine umfassende Überarbeitung.

Kunsthaus Zürich
Stützenfreier Ausstellungssaal im Obergeschoss anlässlich der Ausstellung "Amerikanische Kunst 1948-1968" 1969.

Im Geist der klassischen Moderne wurde er schliesslich 1954-58 als durchlässiger Riegel errichtetet: Der an Le Corbusiers Pilotis-Bauten erinnernde, aufgestelzte Balken des stützenfreien Oberlichtsaals (70 x 18 x 5 m) über der Fussgängerpassage zur Altstadt zwischen dem transparenten Restaurant und dem Vortragssaal begrenzt den Vorplatz vor dem Kunsthaus, ohne ihn gegen die Altstadt abzuschliessen. An Karl Mosers Kunsthaus ist er über eine Treppenrampe und verglaste Verbindungsgänge angebunden, die einen Kunsthof umschliessen. Durch sein grosses, raumgreifendes Volumen, seine streng kubische Form und die mit senkrecht gerillten Betonplatten verkleideten, an den Längsseiten durch ein vertikal gegliedertes  Fensterband Ein- und Ausblick gewährenden Fassaden verbindet er heute den südlichen Kunsthaus-Komplex mit dem Erweiterungsbau nördlich des Platzes. O.C.

Kunsthaus "Bührle-Bau"
Platzfront des „Bührle-Baus“. Postkarte um 1960.