Villa Oskar Wild, Steinwiesstrasse 31 / Cäcilienstrasse 2b

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1906-07 erbaute der Architekt und „Burgenbauer“ Eugen Probst für den Arzt Oskar Wild das Wohnhaus mit Praxis im Terrassenanbau. Der schlichte Kubus mit geschweiftem Mansardwalmdach und Giebellukarnen und der auf der Terrasse stehende, an Rebhäuschen erinnernde Pavillon lehnen sich an einheimische Bauformen des späten 18. Jahrhunderts an. Das Ensemble ist ein früher Vertreter des romantischen Heimatstils in Zürich. Heimatstil- und Heimatschutzbewegung verstanden sich als Gegenbewegung zu Industrialisierung, Urbanisierung und Globalisierung, die als Ursachen für die Entwurzelung der Gemeinschaft und des Einzelnen sowie der ästhetischen Verflachung von Architektur und Landschaft gesehen wurden. Sie forderten eine Rückbesinnung auf die ästhetischen Qualitäten der schweizerischen Tradition und Naturlandschaft. So wurden 1905 die Schweizerische Vereinigung für Heimatschutz (Ligue pour la conservation de la Suisse pittoresque) und 1909 die Naturschutzkommission (heute pro natura) gegründet.

Steinwiesstrasse 31
Villa und Garten. Foto 1908.

Der Basler Eugen Probst (1873-1970), in jungen Jahren stark von der Deutschen Jugendbewegung geprägt, die Wanderungen zu Kultur- und Naturstätten propagierte und durch den Bau von Jugendherbergen in idyllisch gelegenen Ruinen förderte, war ein bedeutender und umstrittener Vertreter heimat- und naturschützerischer Anliegen. Seit 1900 engagierte er sich bei der Restaurierung und beim Wiederaufbau zahlreicher Schlösser und Burgen, wie z.B. in Sargans 1900-06 und Bellinzona 1920-55. 1927 war er Mitgründer des Schweizerischen Burgenvereins und bis 1955 dessen auch publizistisch sehr aktiver Präsident.

Probst Burgen und Schlösser der Schweiz
1929 wurde der erste Band der von Probst redigierten Reihe "Die Burgen und Schlösser der Schweiz" veröffentlicht, 1936 der unter der Leitung seines Sohnes Eduard gedrehte gleichnamige Dokumentarfilm. Band I zum Thurgau erschien 1931.

Auch die Wiederherstellung der Hohlen Gasse bei Küssnacht als landschaftliches Denkmal 1937 und die Restaurierung Guardas im Unterengadin nach einem Dorfbrand 1939-45 sind sein Verdienst. Dabei ging er mit der historischen Bausubstanz sehr unbekümmert um, indem er sich kaum von wissenschaftlichen Erkenntnissen und denkmalpflegerischen Grundsätzen, sondern von romantischen Vorstellungen leiten liess. So hat Probst zahlreiche Burgen und Ruinen zwar vor dem endgültigen Zerfall bewahrt, ihr Erscheinungsbild aber entscheidend verändert und bis in die Gegenwart bestimmt. O.C.

Jugendburg Ehrenfels
Gedenkbild zur Wiederherstellung der Burg Ehrenfels bei Sils im Domleschg als Jugendburg (Jugendherberge) 1936-40. Zeichnung von Eugen Probst.