Karl Bürkli (1823-1901), Sozialist

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Geboren als Sohn eines Zürcher Seidenfabrikanten und Obersten, absolvierte Karl Bürkli nach dem Abbruch der Untergymnasiums 1839-42 eine Gerberlehre. Auf der Walz kam er 1845-47 in Paris mit den frühsozialistischen Theorien Charles Fouriers, Claude Henri de Saint-Simons, Pierre Joseph Proudhons und Robert Owens in Kontakt. Vor allem Fouriers Vision einer anarchischen, nicht auf der Familie aufbauenden Gesellschaft aus Grosskommunen (Phalanstères) auf der Grundlage landwirtschaftlich-gewerblicher Produktion, beeindruckten ihn.

Phalanstère
Charles François Daubigny (1817-78). Idealzeichnung eines Phalanstère nach der Theorie von Charles Fourier. Auftrag der Ecole sociétaire, lithografiert in der Druckerei Prodhomme und herausgegeben von H. Fugère, Paris. 1847.

Zurück in Zürich engagierte er sich zusammen mit Johann Jakob Treichler (1822-1906) im und ausserhalb des Grossrats (heute Kantonsrat) für die direkte Demokratie, die Verbesserung des Schulwesens, die Einführung von Progressiv- und Erbschaftssteuern sowie die Gründung einer Kantonalbank. 1851 trat er dem „Grütliverein“ bei und gründete mit Treichler und weiteren Genossen den ersten Konsumverein der Schweiz, den „Konsumverein Zürich“. 1853 bestanden bereits fünf Konsumläden, die auch das Rückgrat einer Art sozialistischer Parteiorganisation bildeten. Genossenschafter waren meist Arbeiter der Zürcher Industriebetriebe. Der Versuch, mit einer Schar Gleichgesinnter in Texas eine Phalanstère zu gründen, scheiterte 1855/56 an innerem Streit und an äusseren Widerständen.

Bürkli Kantonalbank
Titelblatt von Karl Bürklis Schrift „Eine Kantonalbank, aber keine Herren-, sondern eine Volksbank“ von 1866.

Nach seiner Rückkehr nach Zürich 1858 widmete sich der ewige Junggeselle wieder in Rede und Schrift dem Kampf für die friedliche Überwindung des Kapitalismus. Bürklis Gastwirtschaft an der Metzgergasse wurde 1861-87 zu einem Begegnungsort Oppositioneller und Bürkli selbst zu einem führenden Kopf der demokratischen Bewegung. 1866 trat er der Ersten Internationale bei und war 1867-76 Gründer und Präsident ihrer Zürcher Sektion. Als Mitglied der 35er-Kommission des Verfassungsrats trug er 1868/69 wesentlich dazu bei, dass verschiedene seiner Forderungen in der neuen Kantonsverfassung verwirklicht wurden. Seit 1869 immer wieder Kantonsrat schloss er sich der im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts entstehenden sozialdemokratischen Arbeiterbewegung an. Neben alten Forderungen vertrat er nun etwa auch die Einführung des Proporzwahlrechts. O.C.

Karl Bürkli
Karl Bürkli. Foto wohl um 1895.