Kantonsschule Rämibühl - Park - Bäume - Arve

Submitted by admin on Sun, 06/06/2021 - 17:44
Arve

Arve im Engadin

Die fünfnadelige Arve ist hervorragend ans rauhe Klima im Gebirge angepasst. Ihr ganzes Leben lang trotzt sie dort Wind und Wetter. Sie erträgt Temperaturen von –40 bis +40 °C und ist damit von den einheimischen Baumarten am besten an das rauhe Gebirgsklima angepasst. Darum bildet die Arve im Gebirge den obersten Waldsaum, dort wo es anderen Baumarten nicht mehr behagt. Im Rämibühlpark wächst eine einzelne Arve beim Treppenaufgang (Südrampe) zur Aula, die mit den klimatischen Bedingungen in der Stadt kämpft. Die Trockenheit und die hohen Temperaturen setzen ihr zu, so dass sie vom Gärtner besonders gepflegt werden muss.

Arven tragen nach ungefähr 60 Jahren erstmals Blüten, die im obersten Kronendrittel gebildet werden und so für uns Menschen kaum erkennbar sind. Dafür sind die männlichen und weiblichen Blüten optimal dem Wind ausgesetzt, der für die Verbreitung der Pollen sorgt. Erst im Folgejahr wachsen die weiblichen Blütenstände zu langen Zapfen heran, und die Samen reifen vollständig aus. Das weiche Innere ähnelt den Pinienkernen, ist nährstoffreich und schmackhaft. Es war früher eine willkommene, wenn auch aufwendig zu gewinnende Ergänzung des Speiseplans.

Nicht nur für uns Menschen, auch für den Tannenhäher stellen Arvensamen eine willkommene Nahrung dar. Da Arvensamen schwer sind und keine Flughilfen haben, ist die Arve auf die Ausbreitung durch Tiere angewiesen. Die reifen Zapfen fallen nicht vom Baum, sondern werden von Tannenhähern geholt und zu sogenannten Zapfenschmieden transportiert.

Arvenzweig mit 5 Nadeln

 Arvenzweig mit fünf Nadeln

Das sind Baumstrünke oder Astgabeln, wo die Zapfen eingeklemmt und wie auf einer Werkbank mit dem kräftigen Schnabel bearbeitet werden. Die Samen werden entweder sofort geöffnet und gegessen oder ungeöffnet als Vorrat gelagert. Dafür geeignet sind auch grössere Steine, Felsblöcke, Böschungen oder Geländekanten, und dies bis über die Waldgrenze hinaus.

Solche Stellen weisen auch im Winter eine nicht zu dicke Schneedecke auf und können vom Häher leicht wiedergefunden werden. Auf seinen Transportflügen kann ein Häher mit bis zu 100 Samen Distanzen von 15 Kilometern und bis 600 Höhenmeter überwinden.

Ein Häher legt innerhalb einer Saison ungefähr 10'000 Verstecke mit je bis zu zehn Nüsschen an. Ungefähr 80% der Verstecke findet der Tannenhäher später wieder. Die verbleibenden Verstecke sind jedoch nicht verloren, sondern für die Arve überlebenswichtig. Denn was für den Tannenhäher ideale Verstecke sind, bietet auch geeignete Bedingungen für die Keimung der Samen. T.B.

Tannenhäher

Tannenhäher mit Arvensamen im Schnabel

Ober- und Ordnungsbegriffe